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und die Krone setzt er ihr auf, da er, mit Domingo sich von Posa verdrängt glaubend, sich wieder an die Königin anzuschliessen sucht, die er noch eben ins Unglück stürzen wollte, natürlich blos zum Wohle des Staats, dessen getreuesten Diener er sich nennt.

Das Gesicht des Herzogs, das der Künstler treu nach den vorhandenen Bildnissen des historischen Alba zeichnete, da es dem Schiller’schen vollständig entspricht, zeigt uns in seiner starren Ruhe und Kälte ganz den erbarmungslosesten Egoismus, der den Grundzug des Charakters ausmacht; jene Weltanschauung spiegelt sich in ihm, die nur die Brutalität der Thatsachen, die Gewalt, sonst aber keine andere Regung anerkannte. Es gibt ein Alter, das verehrungswürdig ist, weil es milder und gerechter, edler und intelligenter macht, dies ist aber nur das Alter der edlern Naturen, gemeine werden nur kälter, härter und egoistischer dadurch, blos ihre Unversöhnlichkeit, ihr Eigensinn und ihre Intoleranz steigen mit der Last der Jahre, die edelmüthigen Regungen, die Hingebung und das Lächeln der Freude sind das einzige, was der Schnee des Greisen unter seiner weissen Decke erstarren liess: dieser letztern Art gehören auch die starren Züge des eisernen Herzogs an, auf dem der Fluch der Jahrhunderte ruht und dessen Bild uns der Dichter in so bewunderungswürdig charakteristischen Zügen gezeichnet.



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Friedrich Pecht: Schiller-Galerie. F. A. Brockhaus, Leipzig 1859, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller-Galerie.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)