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Deinem kleinen Herzen gebe,

Neue Wärme diese Brust!
Sieh, er regt sich, frisch erhebet
Das gesenkte Köpfgen sich,
Und mit munterm Fluge schwebet

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Dankbar flatternd er um mich.


     Aber, Wunder sonder Gleichen!
Meinen Augen trau ich kaum;
Zarte Rosenglieder steigen
Aus der Federn seidnem Pflaum.

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Goldne Ringellocken blinken,

Wo der kleine Schnabel war
Seh ich Purpurlippen winken
Und ein schelmisch Augenpaar.

     Kurz, am schönsten Knaben zeiget

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Sich vom Vogel keine Spur,

Von der weißen Schulter steiget
Goldbesäumt die Schwinge nur.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)