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Sich das Land von Licht und Schatten trennt;
Deiner harrt, wenn Eos Rosenfinger
Aufgethan des Himmels goldnes Thor,

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Mein Gespann; dann sey der That Vollbringer,

Fliege zum Olymp empor!“

Jetzo schwieg’s. Frohlockend der Erhörung
Seines Flehns, springt Phaethon empor.
Nicht des Gottes Dräun, nur die Gewährung

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Seiner heißen Sehnsucht schwebt ihm vor.

Froh verläßt er nun die heil’gen Hallen,
Die voll bangen Kummers er betrat,
Und des Dankes süße Opfer wallen
Zu der Götter hohem Rath.

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Und schon senkt mit thauigem Gefieder

Von den Felsenhöhen sich die Nacht
Duftend auf das milde Thal hernieder;
Alles schlummert, nur der Jüngling wacht,
Vor dem Aug’ des kühnen Heliaden

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)