Seite:Schiller Musenalmanach 1798 273.jpg

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Der Fackel düsterrothe Glut,
In ihren Wangen fließt kein Blut.
Und wo die Haare lieblich flattern,

110
Um Menschenstirnen freundlich wehn,

Da sieht man Schlangen hier und Nattern
Die giftgeschwollnen Bäuche blähn.

     Und schauerlich gedreht im Kreise,
Beginnen sie des Hymnus Weise,

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Der durch das Herz zerreissend dringt,

Die Bande um den Sünder schlingt.
Besinnungraubend, Herzbethörend
Schallt der Erinnyen Gesang,
Er schallt, des Hörers Mark verzehrend,

120
Und duldet nicht der Leier Klang.


     Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle
Bewahrt die kindlich reine Seele!
Ihm dürfen wir nicht rächend nahn,
Er wandelt frei des Lebens Bahn.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1798. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1798_273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)