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Drohtest mit grimmiger Gluth den armen Augen, und wandtest
     Selbst den thränenden Blick, innig getäuschet hinweg,
Ach! da warst du so hold und schütztest ein trauriges Leben,

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     Das die verwegene Flucht endlich dem Knaben entriß.

Freundlich faßtest du mich den gestürtzten, und trugst mich von dannen
     Und ich heuchelte lang, dir an dem Busen, den Tod,
Endlich schlug ich das Aug auf und sah dich, Geliebter, in ernste,
     Stille Betrachtung versenkt, über den Liebling geneigt.

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Kindlich strebt ich empor, und küßte dir dankbar die Hände,

     Reichte, zum reinen Kuß, dir den gefälligen Mund.
Fragte: warum so ernst mein Vater? und hab ich gefehlet,
     O! so zeige mir an, wie mir das beßre gelingt.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)