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Jahre folgen auf Jahre, dem Frühlinge reichet der Sommer,
     Und dem reichlichen Herbst, traulich, der Winter die Hand.
Felsen stehen gegründet, es stürzt sich das ewige Wasser
     Sich aus bewölkter Kluft, schäumend und brausend hinab,

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Grünet die Fichte doch fort und selbst die entlaubten Gebüsche

     Hegen, im Winter schon, heimlich, die Knospen am Zweig
Alles entsteht und vergeht gesetzlich, doch über des Menschen
     Leben, dem köstlichen Schatz, herrschet ein schwankendes Loos.
Nicht dem blühenden nickt der willig scheidende Vater,

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     Seinem trefflichen Sohn, freundlich vom Rande der Gruft;

Nicht der jüngere schließt dem älteren immer das Auge,
     Das sich willig gesenkt, kräftig dem schwächeren zu.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_007.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)