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Des kühnen Muthes Opfer worden,
Da wehrtest du den Kampf dem Orden.

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Doch an dem Herzen nagte mir

Der Unmuth und die Streitbegier,
Ja selbst im Traum der stillen Nächte
Fand ich mich keuchend im Gefechte,
Und wenn der Morgen dämmernd kam,

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Und Kunde gab von neuen Plagen,

Da faßte mich ein wilder Gram,
Und ich beschloß, es frisch zu wagen.

      Und zu mir selber sprach ich dann:
Was schmückt den Jüngling, ehrt den Mann,

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Was leisteten die tapfern Helden

Von denen uns die Lieder melden?
Die zu der Götter Glanz und Ruhm
Erhub das blinde Heidenthum?
Sie reinigten von Ungeheuern

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Die Welt in kühnen Abentheuern,

Begegneten im Kampf dem Leu’n
Und rangen mit dem Minotauren,
Die armen Opfer zu befrein,
Und ließen sich das Blut nicht dauren.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_154.jpg&oldid=- (Version vom 26.4.2019)