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Ihr kann des Beifalls Stimme nicht mehr gnügen
Dem leeren Tand der Welt ist schon entrückt
Der reine Sinn; sie fühlt ein höhres Streben,
Als in dem Lob der Menge nur zu leben.

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      Mit Milde schließt sich an, an die Gestalten

Die Mutter mit dem schönen Töchterpaar,
Man sieht in ihnen sich den Reiz entfalten
Der einst die Zierde ihrer Jugend war,
Vereint mit Sanftmuth sieht man Sitte walten,

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Und wird des strengen Ernstes nicht gewahr.

So bildet sie nach ihrer Jugend Weise
Die Töchter zu des Hauses stillem Kreise.

      Doch langsam schließt sich an den bunten Reyhen
Das Alter an, mit traurendem Gemüth,

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Erblickt voll Ernst des Lebens Tändeleyen,

Der Jugend heitre Farben sind verglüht;
Kaum kann die Gegenwart das Aug erfreuen,
Das nicht in neues Leben hoffend sieht.
Da strebt das Herz sich höhere Gestalten

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Im reifen Geist lebendig fest zu halten.
D.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_201.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)