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neulich in der „Madame Sans-Gêne“ – siebenunddreißig Jahr ist sie sicher, und sieht aus … Na, ich hätt’ nicht Nein g’sagt! – Schad’, daß sie mich nicht g’fragt hat …

Heiß wird’s! Noch immer nicht aus? Ah, ich freu’ mich so auf die frische Luft! Werd’ ein bißl spazieren geh’n, übern Ring … Heut’ heißt’s: früh ins Bett, morgen nachmittag frisch sein! Komisch, wie wenig ich daran denk’, so egal ist mir das! Das erstemal hat’s mich doch ein bißl aufgeregt. Nicht, daß ich Angst g’habt hätt’; aber nervos bin ich gewesen in der Nacht vorher … Freilich, der Oberlieutenant Bisanz war ein ernster Gegner. – Und doch, nichts ist mir g’scheh’n! … Auch schon anderthalb Jahr her. Wie die Zeit vergeht! Und wenn mir der Bisanz nichts getan hat, der Doktor wird mir schon gewiß nichts tun! Obzwar, gerade diese ungeschulten Fechter sind manchmal die gefährlichsten. Der Doschintzky hat mir erzählt, daß ihn ein Kerl, der das erstemal einen Säbel in der Hand gehabt hat, auf ein Haar abgestochen hätt’; und der Doschintzky ist heut’ Fechtlehrer bei der Landwehr. Freilich – ob er damals schon so viel können hat … Das Wichtigste ist: kaltes Blut. Nicht einmal einen rechten Zorn hab’ ich mehr in mir, und es war doch eine Frechheit – unglaublich!

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Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.8.2018)