ich eigentlich wissen … Haha! Wenn das ganze Bataillon ausrückt, oder die ganze Garnison, und sie feuern zwanzig Salven ab, davon wach’ ich doch nimmer auf! – Vor dem Kaffeehaus, da bin ich im vorigen Sommer einmal mit dem Herrn von Engel gesessen, nach der Armee-Steeple-Chase … Komisch, den Menschen hab’ ich seitdem nie wieder geseh’n … Warum hat er denn das linke Aug’ verbunden gehabt? Ich hab’ ihn immer d’rum fragen wollen, aber es hätt’ sich nicht gehört … Da geh’n zwei Artilleristen … die denken gewiß, ich steig’ der Person nach … Muß sie mir übrigens anseh’n … O schrecklich! – Ich möcht’ nur wissen, wie sich so eine ihr Brot verdient … da möcht’ ich doch eher … Obzwar, in der Not frißt der Teufel Fliegen … in Przemysl – mir hat’s nachher so gegraust, daß ich gemeint hab’, nie wieder rühr’ ich ein Frauenzimmer an … Das war eine gräßliche Zeit da oben in Galizien … eigentlich ein Mordsglück, daß wir nach Wien gekommen sind. Der Bokorny sitzt noch immer in Sambor und kann noch zehn Jahr dort sitzen und alt und grau werden … Aber wenn ich dort geblieben wär’, wär’ mir das nicht passiert, was mir heut’ passiert ist … und ich möcht’ lieber in Galizien alt und grau werden, als daß … als was? als was? – Ja, was ist denn? was ist
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/030&oldid=- (Version vom 1.8.2018)