Gustl, verstanden? – nicht mit dem allerleisesten Gedanken …
Das ist nicht schlecht, jetzt bin ich gar im Prater … mitten in der Nacht … das hätt’ ich mir auch nicht gedacht in der Früh, daß ich heut’ nacht im Prater spazieren geh’n werd’ … Was sich der Sicherheitswachmann dort denkt? … Na, geh’n wir nur weiter … es ist ganz schön … Mit’m Nachtmahlen ist’s eh’ nichts, mit dem Kaffeehaus auch nichts; die Luft ist angenehm, und ruhig ist es … sehr … Zwar, ruhig werd’ ich’s jetzt bald haben, so ruhig, als ich’s mir nur wünschen kann. Haha! – aber ich bin ja ganz außer Atem … ich bin ja gerannt wie nicht g’scheit … langsamer, langsamer, Gustl, versäumst nichts, hast gar nichts mehr zu tun – gar nichts, aber absolut nichts mehr! – Mir scheint gar, ich fröstel’? – Es wird halt doch die Aufregung sein … dann hab’ ich ja nichts gegessen … Was riecht denn da so eigentümlich? … es kann doch noch nichts blühen? … Was haben wir denn heut’? – den vierten April … freilich, es hat viel geregnet in den letzten Tagen … aber die Bäume sind beinah’ noch ganz kahl und dunkel ist es, hu! Man könnt’ schier Angst kriegen … Das ist eigentlich das einzige Mal in meinem Leben, daß ich Furcht gehabt hab’, als kleiner Bub, damals im
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/033&oldid=- (Version vom 1.8.2018)