g’hören möcht’, ich ließ sie Modistin werden oder sowas … Wie wird sie’s denn erfahren? – Aus der Zeitung! … Sie wird sich ärgern, daß ich ihr’s nicht geschrieben hab’ … Mir scheint, ich schnapp’ doch noch über … Was geht denn das mich an, ob sie sich ärgert … Wie lang’ hat denn die ganze G’schicht’ gedauert? … Seit’m Jänner? … Ah nein, es muß doch schon vor Weihnachten gewesen sein … ich hab’ ihr ja aus Graz Zuckerln mitgebracht, und zu Neujahr hat sie mir ein Brieferl g’schickt … Richtig, die Briefe, die ich zu Haus hab’, – sind keine da, die ich verbrennen sollt’? … Hm, der vom Fallsteiner – wenn man den Brief findet … der Bursch könnt’ Unannehmlichkeiten haben … Was mir das schon aufliegt! – Na, es ist ja keine große Anstrengung … aber hervorsuchen kann ich den Wisch nicht … Das beste ist, ich verbrenn’ alles zusammen … wer braucht’s denn? Ist lauter Makulatur. – – Und meine paar Bücher könnt’ ich dem Blany vermachen. – „Durch Nacht und Eis“ … schad’, daß ich’s nimmer auslesen kann … bin wenig zum Lesen gekommen in der letzten Zeit … Orgel – ah, aus der Kirche … Frühmesse – bin schon lang’ bei keiner gewesen … das letztemal im Feber, wie mein Zug dazu kommandiert war … Aber das gilt nichts – ich hab’
Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl. Berlin: S. Fischer, 1906, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Leutnant_Gustl.djvu/052&oldid=- (Version vom 1.8.2018)