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Seite:Schnitzler Traumnovelle.djvu/56

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Doch Fridolin rührte sich nicht vom Fleck. „Sie schwören mir, daß Sie dem armen Kind nichts Böses tun werden?“

„Was kümmert Sie das, Herr?“

„Ich hörte, wie Sie die Kleine vorher als wahnsinnig bezeichneten, – und jetzt nannten Sie sie ein verworfenes Geschöpf. Ein auffallender Widerspruch, Sie werden es nicht leugnen.“

„Nun, mein Herr“, entgegnete Gibiser mit einem Ton wie auf dem Theater, „ist der Wahnsinnige nicht verworfen vor Gott?“

Fridolin schüttelte sich angewidert.

„Wie immer,“ bemerkte er dann, „es wird sich Rat schaffen lassen. Ich bin Arzt. Wir reden morgen weiter über die Sache.“

Gibiser lachte höhnisch und lautlos. Im Stiegenhaus flammte plötzlich Licht auf, die Türe zwischen Gibiser und Fridolin schloß sich, und sofort wurde der Riegel vorgelegt. Fridolin entledigte sich, während er die Treppe hinunterging, des Huts, der Kutte, der Larve, nahm alles unter den Arm, der Hausbesorger öffnete das Tor, die Trauerkutsche stand gegenüber, mit dem unbeweglichen Lenker auf dem Bock. Nachtigall schickte sich eben an, das Café zu verlassen, und schien nicht sehr angenehm berührt, daß Fridolin pünktlich zur Stelle war.

„Du hast dir also richtig ein Kostüm verschafft?“

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Traumnovelle. Berlin, S. Fischer 1926, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schnitzler_Traumnovelle.djvu/56&oldid=- (Version vom 1.8.2018)