meine Augen noch naß – Als ich hereintrat, war die Frau fast des Todes –
Leopold. Wie so, Belt?
Belt. Sie glaubte ich käme Schulden abzufodern.
Leopold. Das arme Weib! bey solchen Umständen, wer könnte wohl –
Belt. Ich kenne gewisse Leute, die die gute Frau wie sie schon im Waßer lag, woraus sie ihr ältester Knecht bey Zeiten noch rettete, an dessen Stelle gefragt hätten: Frau! du bist mir noch so und soviel schuldig; kannst du mich bezahlen? und sie hätte geantwortet: Nein! sie hätten sie mein Seel! wieder ins Waßer fallen laßen.
Leopold. Ich verstehe Sie Belt, o könnt ich doch all das wieder gut machen, was mein Vater so oft schon verdarb. –
Belt. Sie habens, liebstes Mamsellchen! Sie haben noch mehr – o Sie sind ein Engel. Es sagts auch die gute Müllerin! als ich zu ihr hinein trat, und die arme Frau so sehr über mich erschrak – Erschreck sie nicht, gute Mutter! sagt ich – da bring ich ihr etwas zum Anbiß, und hier was zur Herzstärkung, und hier einige Kleidungsstücke, bis ihre andere Wäsche wieder troknet – Ich wollte meinen Auftrag in Laune einkleiden – aber da stand ich, und konnte keine Silbe weiter vorbringen; auch saß die gute Frau vor mir konnte vor Thränen nicht reden – rang die Hände, blickte zum Himmel; sah dann mich, dann wieder ihre beyden Töchter an; bis endlich das
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/22&oldid=- (Version vom 24.10.2016)