Belt. Mit Freuden liebstes Mamsellchen! ich weis gewis, die arme Frau vergißt auf einige Stunden ihren Kummer, wenn sie Sie sieht.
Leopold. Könnt’ ich solchen auf immer lindern – aber mein Vater darf nichts davon erfahren.
Beld. Sorgen Sie nicht – Ein harter Mann, mein Seel! hätten Sie ihn vorhin gehört. –
Leopold. O! ich habs, Belt! – Ich glaubte sein Herz zum Mitleid rühren zu können – – umsonst! – Ich machte ihm einige Vorstellungen wegen der Wittwe und den bewußten hundert Thalern; aber er ward äusserst wider mich aufgebracht, verbot mir nicht einen Schritt aus dem Hause zu gehen, und verließ mich im größten Zorn.
Belt. Wie er sich vorhin wie ein Kind gebehrdete! ich schämte mich an seine Stelle vor mir selbst. Es ist zwar leider! Ihr Vater, aber welch ein Abstand zwischen ihm und Ihnen! der Apfel fällt sonst nicht weit vom Stamm, wie man zu sagen pflegt aber bey Ihnen hat sich wohl die Natur vergriffen – So eine liebe, gute Seele! ein wahrer Engel! wär ich doch um zwanzig Jährchen jünger, und schön und reich – verzeihen Sie liebes Mamsellchen! bin schon ein alter Kerl; aber auch eines alten Kerls Sinne sind manchmal nicht ganz stumpf – so eine schöne wohlthätige Seele, wer sollte die nicht lieben müßen. Noch eins: wenn Ihr Vater die hundert Thaler, die ihm die Müllerin schuldig ist, denn durchaus haben will – Er soll mir die arme Frau mit ihren Kindern nicht weiter kränken – Im vertrauen gesagt: ich habe
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/24&oldid=- (Version vom 24.10.2016)