Seite:Schouwärt – Die Ueberschwemmung (1784).djvu/9

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Klafter. Geringen Schaden? sagen Sie – geringen Schaden, der mich um einen so beträchtlichen Theil meines Vermögens bringt – Sie wissen nicht, was Sie da schwatzen – Ihr Leute plaudert ins Gelag hinein – habt kein Haus und Hof, und fahrende Güter, die man durch den grausamen Strom mit fortreißen sehen muß – Gütiger Himmel! mein schöner Gewinnst meine Aussichten auf kommende Jahre, alle zu Grunde gebort, auf immer verschlungen –

Belt. Sie sind ein Mann, Herr Klafter, und dem ziemet Standhaftigkeit; Kleinmuth bey ihrem Verlust entehrt. Ich war vor vielen Jahren Augenzeuge eines schröcklichen Sturms – Mein ehmaliger Herr hatte ein Schiff in der See, welches sein ganzes Vermögen in sich faßte – es betrug eine halbe Million – Er hatte im besten Wohlstande gelebt, hatte Weib und sechs Kinder, sein Schiff scheiterte, und er war nun mit einmale ein Bettler. Bald darauf verlor er auch seine liebenswürdige Gattin, die der Gram tödtete. – Er fühlte seinen Verlust, das Unglück seiner Familie tief im innersten; aber er trug dennoch sein Elend mit Gelassenheit, und sah einer traurigen Zukunft voll Noth und Jammer muthig entgegen. Und Sie Herr Klafter, der sie nicht den zwanzigsten Theil Ihres Vermögens verloren, da hunderte durch die Ueberschwemmung ihr bischen Haabe und Leben eingebüßt; der sie nur eine einzige Tochter haben, die auch ohne einen Pfennig jeden rechtschaffenen Mann glücklich machen würde – Sie scheinen über diesen Unfall außer sich,

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Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/9&oldid=- (Version vom 19.10.2016)