Seite:Schumann Erinnerungen an Mendelssohn Seite 109.jpg

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Ich nahm mir Händels Claviersuiten, die H-Moll Messe v. Bach u. das Requiem von Cherubini mit.
Von der H-Moll Messe: Manches wäre trocken, das meiste unvergleichlich schön: „Sehen Sie nur schon die Noten an“.
Vom Requiem v. Ch. hielt er viel. Er sprach mir schon vorm Jahr da von; doch entsinne ich mich nicht genau der Worte mehr.
Dann vieles über Paulus. Ich zeigte ihm die Stellen, die mir in der Probe nicht recht gewesen waren. Er: „möchte ihm aufrichtig sagen, ob das Oratorium nicht trocken, nicht monoton mir in der Zeit würde, er hätte schon eine Arie herausgenommen“. Ich: „ein solcher Gedanke käme nicht auf“.


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Das Quellenwesen in d. Schweiz. – Die Geschichte mit d. Kurier v. Genua nach Mailand.
Die Geschichte am Weimar’schen Hof, wie er Knabe war. –


Aussprüche und Urtheile von F. Mendelssohn-Bartholdy:

Ueber Meyerbeer (1842)

[Auf dem Kopf stehend:] d. englische Chorgesang, namentlich Händels, das Plärrende ist eigenthümlich – weniger gut der steinerne [?] Vortrag –
S. Aufnahme bei d. Victoria u. Prz. Albert – Ueber e. Ausgabe der Werke v. Bach – Todfeind allem journalistischen Getriebe. –
S. geheimnisvolles Wesen bei Compositionen, die er noch in Arbeit. –
Wie gern er die Schröder-D.33 habe; „ein leidenschaftliches Weib“.

[Am rechten Rand, 90° im Uhrzeigersinn:] „Ob wir uns je zanken könnten“ –

[Am rechten Rand, 90° gegen den Uhrzeigersinn:] Auf meine Frage „wer wohl die beste Fuge schriebe unter den Lebenden“ antwortete M. unbedenklich „Spohr“. An Cherubini, der noch lebte (1836) hatte er nicht gedacht. – Das Concert-Concert, das er im Sinn gehabt. – Von Hauptmann’s Musik „fein wie Schießpulver“
Ueber mich (1846) „mein Pendel würde wohl in Leipzig ausschlagen“ L. wäre der günstigste Boden für mich – Immermann’s Text f. Mendelssohn (der Sturm): Der Zaubermantel in Calibans Händen.

[Zentrum, horizontal:] Ueber Chopin (vor 1840). „Er ist ein entschiedenes Talent. – Seine zweiten Erfindungen, (seine 2ten Thema’s) sind immer schwächer als die ersten. – Er hätte ihm ein Stück vorgespielt (das Notturno in G Dur vor dem Andante spianato), das M. sehr poetisch beschrieb: man sähe wie in einen Garten mit stumm wandelnden Menschen, Springbrunnen dazwischen und seltsamen Vögeln, ein eigenes Zauberleben der Musik wollte M. damit schildern. –
1844 im Dec. in einer Soirée bei Härtels. Ich sagte M. von dem Projekt der Grafen Wielhorski in Petersburg, die ein Musikfest arrangiren wollten, zu dem sie Rossini, Meyerbeer u. Mendelssohn als Dirigenten einzuladen im Sinne hätten – u. ich setzte hinzu: das Schiff kömmt [weiter S.111]

Empfohlene Zitierweise:
Robert Schumann: Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy. München: edition text + kritik, ca. 1848, diese Edition 1980, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schumann_Erinnerungen_an_Mendelssohn_Seite_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)