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Paul Seeberg: Aus alten Zeiten : Lebensbilder aus Kurland

grad zu richten und brauchbar zu machen. Größer aber war die Freude, als wir auf den Trümmern der alten neue, von Stein erbaute Ställe und Nebengebäude sich erheben sahen, die unter Gottes Schutz noch heute stehen. Der größte Gewinn aber aus jenem Brandunglück im alten Pastorat war, daß Baron P. von dort zurückgekehrt, mit dem Wort ins Zimmer trat: „Nachdem ich dies Elend gesehen, wie die alten Gebäude dort wie Zunder aufgingen, steht es bei mir fest: kein Gesinde auf meinem Gut wird mehr aus Holz gebaut.“

Die Ursache des Brandunglücks blieb lange unaufgeklärt. Nach Jahren aber lag ein Kutscher, der in jener Zeit bei meinem Vater in Dienst gestanden hatte, auf dem Sterbebett. Er bat um den letzten Trost. Als der Vater zu ihm eintrat, dankte er Gott, daß er nicht vorher hinweg gestorben. „Es drückt mich,“ sprach er, „eine Sünde jetzt diese lange Reihe von Jahren hindurch. Gott sei gepriesen, daß ich noch mein Herz erleichtern kann und sie nicht hinübernehmen muß in jene Welt. Ich war es, Herr, der schuld war, daß Euch Häuser und Habe niederbrannten. Trotz Eures strengen Verbots hatte ich mir im Stall meine Pfeife gestopft und den brennenden Schwamm auf die Pfeife gelegt. Ich wollte ins Feld und stieg über den Zaun, da trug ein Luftzug mir den Schwamm fort. Ich sah mich um, ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. Er muß ins Dach geflogen sein; denn kaum war ich eine halbe Stunde an der Arbeit, da schlug die Flamme auf. Vergebt es mir, Herr, wie Gott mir diese und alle meine Sünden vergeben wolle.“



Empfohlene Zitierweise:
Paul Seeberg: Aus alten Zeiten : Lebensbilder aus Kurland. J. F. Steinkopf, Stuttgart 1885, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SeebergAusAltenZeiten.pdf/128&oldid=- (Version vom 17.9.2022)