Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/47

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betrachtete. Die Uhrmacher, die von der von den Astrologen berechneten Himmelsmechanik eine Vorstellung geben wollten, hatten dabei oft große Schwierigkeiten zu überwinden, so z. B. bei der mechanischen Darstellung der scheinbar in Schleifenbahnen sich vollziehenden Planetenläufe. Neben diesen Darstellungen zeigten sie mit den Zifferblättern die sogenannten Planeten- oder jüdischen Stunden an. Diese Stundenangabe ist oft eine verschiedene; zumeist wurde nach der welschen (böhmischen) Uhr und nach der Nürnberger großen und kleinen Uhr gerechnet. Diese paßte sich in Beginn und Stundenzahl der natürlichen Tag- und Nachtlänge an. Für diese sehr bewegliche Stundenrechnung verwendete man verschiedenfarbige Bleche, meist ein silbernes für die Tagstunden und ein blaustählernes für die Nachtstunden, die sich gegen- und übereinanderschoben. Dann gab es noch Zifferblätter für die Kalenderelemente, für den Ablauf des Geh- und Schlagwerks u. dgl. Man hatte das größte Interesse daran, alles dieses und was man auch schon in den Kalendern gedruckt ablesen konnte, wie den jeweiligen Stand von Sonne und Mond, der Planeten, die Monate, Wochen und Tage des Jahres durch kunstvollen Mechanismus greifbar vor Augen zu haben. Dieses Interesse hatte noch die Wirkung, daß die Arbeiten des Mechanikers eine immer kostbarere Umhüllung erhielten, indem diese Umhüllung in kunstvoller Weise verziert wurde, mochte auch dafür zunächst vorwiegend vergoldetes Kupfer verwendet worden sein, das dann bei größerem Aufwand für fürstlichen Besitz dem vergoldeten Silber, ja dem durch Email und Edelsteine zu farbiger Wirkung gebrachten Gold weichen mußte. Die Liebhaber solcher Werke erwarben sie nicht nur zum eigenen Gebrauch in ihrer Wohnung, sondern sie legten davon ganze Sammlungen an, die dann in den fürstlichen Kunstkammern besonders geschätzte Abteilungen bildeten, wobei wohl die Kunstuhren den wichtigsten Bestandteil bildeten, zu denen Instrumente aller Art für Zwecke der Astronomie, der Mathematik, der Meßkunst, der Optik hinzukamen, endlich aber auch mechanische Spielereien mit künstlich bewegten Figuren, sogenannte Automatenwerke und Musikwerke. Bei der Auflösung der Dresdner Kunstkammer unter August dem Starken kamen jene Uhren, Automaten und Musikwerke, soweit deren fast stets sehr kunstvoll ausgestattete Fassungen nicht gerade aus Silber oder Gold bestanden, in den Mathematischen Salon, während die in kostbareren Stoffen ausgeführten Werke dem Grünen Gewölbe zugewiesen wurden, so kann man jetzt je nachdem Werke eines und desselben Meisters in beiden Sammlungen antreffen.