Seite:Sponsel Grünes Gewölbe Band 2.pdf/73

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(VIII, 251), wohl ein Werk Köhlers, sowie ein Stock mit dem Schild des polnischen Königs Johann III. Sobieski, † 1696, der also dafür zeugt, daß diese Technik vorher auch anderwärts geübt wurde.

FIGUREN

Von der Besprechung der Gruppe von Uhren und Automatenwerken im Grünen Gewölbe wurden einige figurale Werke ausgenommen, die nur im Sockel auch mit Uhren oder Automaten vereinigt sind, eine besonders in Augsburg geübte Rücksicht auf die vorherrschenden Interessen der Besteller oder Käufer, die dem Hersteller Gelegenheit gab, zugleich auch höhere künstlerische Anforderungen zu erfüllen. Als Kunstwerk wesentlich höher zu bewerten ist ein solches von Kurfürst Christian II. erworbenes mit einer Uhr verbundenes Automatenwerk, das als Sockel eine Gruppe trägt, die den Charakter eines Werkes der Kleinplastik wahrt. Diana auf einem Kentauren auf Tafel 29. Zunächst läßt das vorn am Sockel angebrachte Zifferblatt erkennen, daß in diesem auch ein Uhrwerk untergebracht ist, dann führt der Umstand, daß der Sockel nicht direkt auf der Tischplatte aufsitzt zu der Wahrnehmung, daß dieser unten mit Rollen versehen ist, endlich läßt das seitlich am Sockel eingebohrte Loch die Stelle sehen, an der das Uhrwerk und das Triebwerk aufgezogen werden soll. Wie das Zifferblatt unorganisch vorn am Sockel aufgeheftet ist, das legt zunächst den Gedanken nahe, daß die Gruppe samt Sockel nicht von vornherein auf ein Automatenwerk berechnet gewesen sei. Doch wieder muß während der Arbeit schon jede der beiden Figuren auf ihre Verbindung mit dem eine Federkraft enthaltenden Automatenwerk des Sockels hin behandelt worden sein, die beide die Augen rollen, während der Kentaur seinen Bogen abschießt, wozu die Hunde springen. Die ganze Gruppe ist im Modell die Arbeit eines Bildhauers, die Zusammenarbeit mit dem Kunsthandwerker und dem Mechaniker ist zwar vollkommen gelungen, doch man empfindet heute die Zugabe des Mechanismus eher als eine Verminderung ihres Kunstwertes. Damals, bei dem lebhaften Sinn für alles Mechanische mag das anders gewirkt haben. Hat ja doch sogar die ganz ähnliche Gruppe im Wiener Hofmuseum (Schlosser, Kunst- und Wunderkammern, Fig. 67) das Zifferblatt vorn auf dem Bauch des Kentauren. Die Unempfindlichkeit der Zeit gegen solche Verbindungen hat ihre Parallele an den direkt auf den Körper aufgesetzten Schmuckstücken, wie ein solches auch bei dem Dresdner Kentauren an gleicher Stelle angebracht ist.