Seite:Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie.pdf/456

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

von 465 bis 424 v. Chr. Geb., vermählte sich also mit der Esther im J. 459 v. Chr. Herodotus beschreibt den Artaxerxes Langhand als einen der schönsten und tapfersten Männer, dessen Hände aber bis zu den Knien hinabreichten. Xerxes II. war sein Nachfolger.

Es wird aus dem Buche Esther zur Genüge klar, daß sie und Mardochai, ihr Pflegvater, die Retter der im Perserreiche zerstreuten Juden wurden, als der Vezier Hamann sie sämmtlich auf einen Tag ermorden lassen wollte. Daher ist die schöne und kluge Esther noch jetzt bei den Israeliten gefeiert und das fröhliche Fest der Purim, wobei sie gesegnet, Hamann und sein Weib Seresch aber verflucht wird, hat ihr Andenken bis heute geheiligt. Das Fest fällt gewöhnlich auf den vierzehnten und fünfzehnten des Monats Adar und ward, gleich nachdem die Juden nach Hamanns Hinrichtung die Anhänger des Veziers ermorden durften, fast ebenso eingeführt, wie es in unsern Tagen noch besteht.




Christus mit der Dornenkrone.
Von Guido Reni.

Reich ist die Zahl der gleich Sonnen unter den Planeten hervorglänzenden Meisterschöpfungen in der Malerei, welche gerechten Anspruch auf ewigen Ruhm besitzen. Und dennoch sind der Bilder, die die unsterbliche ideale Schönheit zur Erscheinung bringen, der Werke, in denen siegend der höchste Adel, die herrlichste Weihe der Menschennatur hervortritt, nur sehr wenige.

Als die reinste Perle der Malerkunst aller Zeiten darf die in der Dresdener Gallerie bewahrte Sixtinische Madonna Raphaels von Urbino gelten, welcher der Göttliche heißt. Neben diese reinste Verklärung des Menschlichen dürfen sich, was die Dresdener Gemäldesammlung betrifft, nur zwei Meisterschöpfungen stellen, in denen der ideale, poetische Schwung des schaffenden Genius die höchste, unübersteigbare Staffel erreichte.

Diese beiden Gemälde sind der Christus della Moneta des Tizian, und der mit Dornen gekrönte Christus des Guido Reni.

Diese Gemälde machen geradezu einen Commentar unmöglich oder unausstehlich. Man sehe und bewundere, das ist Alles! Hier ist der Erlöser, der wahre Christus in seinem göttlichen Leiden, in seinem Geiste, den selbst „Engel nicht zu ergründen vermögen!“ Das ist das Bild der unbeschreiblichsten körperlichen Qual, ohne daß die Majestät des Gottgebornen sich deshalb nur einen Moment lang verkennen und übersehen ließe. Dieser Christus ist ein Bild der Empfindung wie dasjenige Tizians, der Christus mit dem Pharisäer, ein Bild des Gedankens, wie die Madonna di Sancti Sixti, ein Werk, in welchem sich beide Mächte mit einander verbinden.

Die Höhe, wie sie in dem gekrönten Christus sich zeigt, erreicht Guido in keinem einzigen seiner andern Bilder wieder. Man darf nur ein diesem Christusbilde in Auffassung und Behandlung

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/456&oldid=- (Version vom 1.8.2018)