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– Ah! rief Terburg heiter. Einmal, mein Herr, verlangen Sie, ich soll Sie nicht lächerlich machen, und dann verlangen Sie in Gott weiß welchem Tone, ich soll Sie effectiv lächerlich machen und Ihr Bildniß neben dasjenige der berühmtesten Staatsmänner der Gegenwart malen. Sie sind ausgezeichnet, Herr Graf, das heißt in der Aufstellung von paradoxen Forderungen.

D’Avaux schäumte fast vor Wuth. Er griff nach dem Degen.

– Lassen Sie den Flederwisch stecken, mein Freund! rief Terburg mit erhobener Stimme, oder Sie werden einen Fechter sehen, der, Gott bezeuge mirs, Ihre adeligen Rippen nicht im Geringsten schonen wird.

– Gut, gut! murmelte d’Avaux. Aber, Herr Maler, ich werde mich zu revanchiren wissen! Das werde ich!

Und der Franzose ging eiligst ab. Im französischen Gesandtschaftshause angekommen, rief d’Avaux den Lieutenant der Mousquetaires, welche der Gesandtschaft von Paris aus als Escorte gefolgt waren. Es war eine Abtheilung von fünfzig auserlesenen Leuten, welche in der Vorstadt ihr Quartier und die Ställe für die Pferde hatten.

– Gallois! schrie d’Avaux wüthend.

Auf diesen Ruf kam nicht nur ein schöner, blonder Offizier, sondern auch der Herzog von Dunois auf der Flur.

– Mein Gott, d’Avaux, wozu dies gräßliche Geschrei?! fragte der Herzog.

– Ein Wort, Hoheit!

Und d’Avaux erzählte sein Abenteuer zum großen Gelächter des edlen Herzogs, welcher sich mit den Worten entfernte:

– D’Avaux, das sind rein persönliche Angelegenheiten, und wir sind nichts weniger als gesonnen, Parteisache zur Sache von Frankreich zu machen. Bedürft Ihr übrigens eines Secundanten, Amice, so erinnert Euch gefälligst, daß wir, Servien und ich, kein schlechtes Handgelenk besitzen. Gute Nacht!

Aber d’Avaux ließ sich so leicht nicht irren. Er ging unten in die Wachtstube, wo ein helles Feuer im Kamin brannte, und sagte dem lächelnden Gallois:

– Jacques! Sie schicken auf der Stelle eine Ordonnanz nach Ihren Barraques, verlangen zehn Mann, und lassen auf meine und des Herzogs Verantwortung sogleich den Maler Gerhard Terburg verhaften. Er hat die königlich französische Gesandtschaft beleidigt und soll Genugthuung geben, wenn er nicht nach Paris transportirt werden und die Bastille kennen lernen will.

Gallois zog ein hörnernes Dintenfaß aus der Tasche, nahm ein ledernes Etui und brachte eine sorglich behütete, stumpfe Feder hervor. Nachdem er von dem Grafen nochmals erkundet hatte, was geschehen solle, zog er seine oben weit ausgebauschten, über die Beinkleider reichenden Strümpfe empor, schellte und putzte die Lichter am Wandleuchter sehr sorgfältig. Dann begann auf einem Feldtischchen die Arbeit des Schreibens, wobei der würdige Krieger eine seiner Thonpfeifen zerbrach und die andere, wie er sich ausdrückte, vernagelte. Doch hatte Gallois ein schon ziemliches Stück geschrieben, als ein Trompeter eintrat, gekleidet in die schöne Tracht der Reiter aus dem Franche-Comté. Der Mann, welcher im Palaste der Gesandtschaft Ordonnanz hatte, zeigte ein so schelmisches, südländisches Gesicht, daß man diesen Spaßmacher seiner Escadron

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 716. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/733&oldid=- (Version vom 1.8.2018)