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Vorbild. Canaletto’s besten Bilder befinden sich in Dresden. Er ward 1724 zu Venedig geboren und starb in Polen 1780.




Der Kesselflicker.
Von Franz von Mieris.

Der „Kesselflicker“ von Mieris gefällt in seiner vollen, abgerundeten Composition um so entschiedener, als man in den Gemälden des Meisters Franz sonst in der Regel nur sehr einfachen Entwürfen begegnet. Das behagliche Genügen ländlicher Häuslichkeit geht dem Beschauer durch den Anblick der malerischen kleinen Dorfschenke auf, deren gutmüthigen Insassen kaum eines größeren Gesichtskreises von Welt und Leben zu ihrem Glück bedürfen, als desjenigen bis an die Einfriedigung ihres Hofes. Wie contrastirend hebt sich hiergegen der unruhige Wandrer, der Kesselflicker ab, welcher weder eine Heimat besitzt, noch überhaupt jemals gewünscht hat; der eben in der vollsten Ungebundenheit eines halbrechtlichen Landstreichers seine unzerstörbare Zufriedenheit findet. Man könnte diesem „nietenden“ Künstler die Dorfschenke als Wohnung, vielleicht als Eigenthum geben, und er würde doch sich bald wieder hinaussehnen auf die Landstraßen, in Gottes freie Luft, um nur einmal wieder frei aufathmen zu können. Die berechnende Miene, womit der Kesselflicker in das Geschirr blickt, um herauszubringen, wie viele Löcher er noch hineinzuschlagen habe, damit er die ihm eben nothwendige Zahl von Stübern erhalte, ist einzig. Der kleine Junge des Wanderers sucht dem Sohn der Wirthin ein Vogelbauer anzupreisen, um seinerseits auch Geschäfte zu machen, das heißt, dem Vater zu helfen, die Bauern zu übervortheilen. Das Bild ist aus des Malers bester Zeit und mit besonderem Fleiß von dem immer so genau ausführenden Meister gemalt.




Die Rauchgesellschaft.
Von David Teniers.

Dies Gemälde ist von Teniers mit einer guten Dosis seines derben, gesunden Humors ausgestattet. Drei Bauern und ein junger hübscher Mensch, den man für einen Schulmeister halten kann, sind, um einen Tisch in einer Schenke gruppirt, mit dem edlen Rauchen beschäftigt. Die fünfte Person ist ein dicker, betrunkener Schiffer, welcher es vergebens versucht, mit seinem brennenden Fidibus den Pfeifenkopf zu finden. Der Schulmeister wendet sich ab, um sein Lachen zu verbergen; zwei der Bauern sehen dem Treiben des Schiffers mit neugierigem Ergötzen zu, das bei dem einen in helles Lachen ausbricht, als ein weggeworfenes Spänchen den Tabak in der Schüssel des Wirths in helle Flammen zu setzen beginnt. Der dritte Bauer, ein ruhiges, verständiges Gesicht, mag mit dem muthwilligen Treiben seiner Nachbarn, die augenscheinlich den Berauschten aufziehen, um ihn noch mehr zu verwirren, nichts zu thun haben und wendet sich kopfschüttelnd und misbilligend zur Seite. Das Lachen der lustigen Brüder muß man draußen gehört

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 802. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/819&oldid=- (Version vom 1.8.2018)