Seite:Strauch - Pfalzgräfin Mechthild 022.jpg

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Er meinte, man müsse nach An der Bienen nur das Beste von den Blumen lesen 99) und tröstete sich im übrigen mit seinem illustren Vorbild: was der hochgelehrte Mann, der seitdem Pabst geworden sei, auf lateinisch gewagt habe, warum sollte er, der Stadtschreiber, der doch nicht auf eine höhere Stellung — Nicolaus schrieb dies 1462 — Aussicht habe, das nicht zu verdeutschen wagen? 100) Im Jahre 1465 schickte Nicolaus Mechthilds Kämmerer zwei Uebertragungen; die eine, ein Tractat des heiligen Bernhard, war auf speziellen Wunsch der Erzherzogin entstanden 101).

     Ein wie inniger Geistesverkehr beide mit einander verband, zeigt uns sodann die 1468 verfasste Uebersetzung Von der Königin Frau Glück 102), eines Traumgesichtes, in dem sich Aeneas Silvius ins Reich der Fortuna entführt sieht. Nicolaus hatte der Fürstin etliche Jahre vorher in Wildbad, wo beide, Nicolaus von Mechthild dorthin berufen, die Bäder gebrauchten, diesen Traum mündlich aus dem Gedächtniss, so gut es gehen wollte, verdeutscht und ausgelegt. Als Mechthild dann 1468 abermals in Wildbad weilte, sandte er ihr eine getreue, in besserm Deutsch geschriebene Uebertragung dieser Schrift zur Kurzweil und als Geschenk, wie man das zu thun pflege, wenn Jemand ins Bad reise. Er schliesst sein Widmungsschreiben mit dem Wunsche einer guten Kur. Ein anderes Werk, Petrarcas berühmte Schrift De remediis utriusque fortunae (Ueber die Heilmittel in Glück und Unglück) 103) hatte Nicolaus Mechthild gegenüber bei einer Epidemie in Böblingen gelobt und diese ihn um Uebersetzung gebeten. Er zögerte lange mit der Vollendung und Uebersendung, weil auch hier von Petrarca das weibliche Geschlecht arg mitgenommen wurde. Schliesslich aber, im Jahre 1469 oder 1470, entschloss er sich dazu, da ein Wunsch Mechthilds ihm