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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

ohne Zweiffel ein gut Exempel hiervon nehmen / und nach eusersten Vermögen dahin streben / solchen nachzuahmen / und seinen Nutzen damit zuschaffen.

Es kan auch eine jede Obrigkeit bey willkührlicher Straffe ihren Unterthanen auferlegen / Holtz und Bäume zu säen und zu pflantzen / und dadurch die bißherigen wüsten Plätze zum Anbau zu bringen.

Hierbey ist sich auch wohl zu persuadiren / daß so bald ein und andere vermögende particulier Person den verhoffenden Nutzen von Säen der wilden Bäume / würcklich vermercket / sie auch andere hierzu anmahnen / Vorschub und Vorschuß hierinnen thun / und dieses Werck fleißig befördern wird / denn die teutsche Nation ohne dieß den Ruhm hat / daß sie den Anbau ihres Landes embsiglich suche und befördere.

Es würden auch benachbarte und auswärtige solchen nachzufolgen / und ihren Nutzen hierunter zubeobachten nicht ermangeln.

§. 23. Ein wunderschönes Exempel, so wohl einer von hohen Potentaten zur Aufmunterung des Holtz-Säens und Baum-Pflantzens / rühmlichst geführter Liberalität / als auch eines Unterthanen guter intention solches zu GOttes Ehren / und derer Nachkommen Besten zu verrichten / finden wir in nachfolgenden / nehmlich: Als Käyser MAXIMILIANUS II. in Italien reisete / und einen Bauer antraff / der Datteln pflantzete / welche erst nach 100. Jahren Früchte bringen / fragte er: Männlein was machest du? Der Bauersmann sagte: Allergnädigster Käyser ich pflantze Datteln. Ey sagte der Käyser / wem zu gute? Er antwortete: Ich thue es GOtt und denen Nachkömlingen zu gefallen.

Welche Antwort und gute Meynung dem Käyser so wohl gefallen / daß er dem Pflantzer 100. Thlr. zur Discretion bezahlen ließ. Gleichfalls ist merckwürdig / wie Heinrich der dritte König in Franckreich / eine sonderbare Vorsorge getragen / durch Baum Pflantzen, seinen Unterthanen eine nützliche Nahrung und Hauß-Arbeit anzuschaffen. Zu dem Ende führte er den Seyden-Wurm / und folglich das völlige Seydenwerck ein / ließ die weissen Maulbeer-Bäume in grosser Menge säen / und pflantzen / dabey eine ausführliche Beschreibung / und Ordonnance höchstlöbl. ausfertigen / wie man besagte weiße Maulbeer-Bäumlein aufbringen / pflegen / und warten solle / auch dieserwegen ein besonders Buch durch PETRUM METAGERUM zu Paris in Druck ausgeben / unter dem Titul DE SATIONIS MORORUM DISCIPLINA, und solches Buch ist auf Königl. Befehl / in alle Kirchspiele vertheilet worden.

§. 24. Wann ein jeder Einwohner und Landmann / so Feld oder Land-Güter hat / nach proportion seines Grundes und Bodens /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/123&oldid=- (Version vom 13.12.2020)