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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

worden / entweder wegen des vielen Hartzes / oder / daß er / wegen der vielen dicken und hohen Bäume / gantz schwartz und duster von aussen und in Durchreisen / anzusehen gewesen / weil die Sonne ihre Strahlen und Licht nicht durchwerffen können. Denn es schreibet noch vor dem Tacito, JULIUS CAESAR de Bello Gallico lib. 6. hievon dieses Inhalts: Des Hartz-Waldes Breite erstrecket sich auf 9. Tagereisen / so ein guter Fußgänger verrichten kan / und berühret seiner Grösse halber / mancherley Nationen und Völcker Gräntzen. Auch sey keiner unter denen Teutschen / welcher sagen möge / daß er zu den Anfang dieses Waldes kommen / wenn er auch gleich 60. Tage-Reisen zurück geleget / oder / daß er gehöret habe / an welchen Orten er anfahe, / wobey dasjenige, was PHIL. CLUVERIUS Germ. Antiqua lib. 3. c. 47. p. 703. angemercket / nachgeschlagen werden kan.

§. 2. Solcher grausamen Wälder in Teutschland haben sowohl die Alten Griechischen / als Römischen Scriptores mehr gedacht / und selbige sehr groß beschrieben / als ARISTOTELES, STRABO, PTOLOMEUS, PLINIUS, VELLEJUS, PATERCULUS, J. SOLINUS und andere. Massen denn die alten Römer eine gute Zeit vor Christi Geburth unterschiedene Geographos ausgeschicket haben / als ZENODORUM nach dem Orient, THEODOTUM nach Mitternacht / und POLICHETUM gegen den Mittag / die Länder / Wälder und Gegenden zu erkundigen / womit sie auch 21. Jahr und 8. Monat zugebracht; allem dero Schrifften sind meistentheils verlohren gangen / oder nicht völlig an Tag kommen.

§. 3. Von denen Ursachen aber warum unsere Vorfahren so grosses Belieben an dergleichen ungeheuern Wäldern getragen / davon soll zum Theil in folgenden Kapitel §. 14. Meldung geschehen. Eine derer vornehmsten war / daß die gantze Nation mehr dem Krieg als Acker-Bau ergeben / und also sich wegen besorgenden Uberfalls derer benachbarten / mit denen sie immer in Haaren lagen / hierdurch in gute Verfassung stelleten. Denn wenn alles verlohren gieng / retirirten sie sich in diese Wälder und Moräste / allwo es unmöglich war / ihnen beyzukommen / ja sie wusten hierbey ihren Feind dergestalt zu fatigiren / daß er mit grossen Niederlagen wieder herabziehen muste. Davon in der Römischen und andern Historien viel Exempel vorhanden / weswegen Aventini Annales Bojorum nachzulesen. Hierüber hatte man an denen Haupt-Gräntzen etzlicher Wälder weite und tieffe Gräben aufgeworffen / und auf denen Tämmen / dicke und starcke Häger oder Büsche gezeuget / so man biß dato Land-Wehren nennet / dergleichen annoch gegen das Eißfeld und in Thüringen verhanden / so etzliche Meilwegs lang ist / der Knickicht genannt. Denn das Holtz / so darauf stehet / ist von Alters /

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/20&oldid=- (Version vom 17.1.2018)