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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

kan / so soll man allezeit billich auf gute Art Nuß-Bäume / welche große und dünnschalichte Nüße tragen / bedacht seyn.

§. 40. Gegen Weynachten leget man den Saamen oder die besten vollkommensten schwehren Nüße in feuchtes Moos oder Sand / thut sie in einen Keller da sie denn auskäumen / und wenn solches zu starck geschiehet / muß man die Lufft und Kälte darnach temperiren.

Im Frühling oder im Winter-Monat sollen die Nüße gleich denen Mandeln gestecket / und wenn die Stämmlein 2. oder drey Jahr alt / hernach versetzet werden.

Palladius schreibet / daß vor alters bräuchlich gewesen / die welschen Nüß-Bäume zu pfropffen; aber die Erfahrung hat bißhero gegeben / daß durchs Pfropffen / dieselben nicht gebessert werde / sondern durch das offtere versetzen und gute Kerne / auch Sprößlinge: Denn je öffter dieser Baum versetzet wird / ie grösser und dünnschälichtere Früchte soll er tragen.

Doch will er auch einen guten Grund haben / so gut / als es der Korn-Bau erfordert.

Die Blüth-Zäpfflein daran kommen in Frühlinge mit den Blättern zugleich.

§. 41. So weit dieser Baum Schatten giebt / oder wirfft verdemmet er gleich andern Bäumen sehr das Graß / Getreyde / und andere Früchte / auch weil er starcke Wurtzeln hat / leidet er in der Nähe keinen Baum / dahero er Mitter-Nacht werts oder also an Orten anzusetzen seyn oder stehen soll / damit die Sonne des Schattens nicht zu viel geben kan / darum er bey dem Ovidio also eingeführet wird:

Me sata ne laedam, quoniam sata laedere dicor,
Imus in extremo margine fundus habet.

D. i. Weil man mir Schuld giebt daß ich Schaden bringen soll / so hat man mich gantz zu euserst am Rand des Ackers gesetzet.

Es soll auch der Schatten von dem welschen Nuß-Baume denen / so darunter schlafen / schädlich seyn / und Haupt-Wehe wegen seines öhlichten Geruchs verursachen.

Das Nuß-Bäumen Holtz ist in sonderlichen Werth weil es nicht wurmstichig wird / und weil es eine dunckele und schwärtzliche annehmliche Farbe hat / auch dazu schön fladericht ist / daher wird es zu Tischen / Schräncken / und andern Geräth gebraucht. Nachdem schlüßlich die Nüße feste und Halß starrig aufn Bäumen sitzen / und mit Gewalt abgeschlagen werden / so ist daher auch das bekannte Sprichwort der Italiäner und Polacken entstanden:

Nucem Rusticorum naturam esse sortitam, quo immitius feritur, eo fructus uberiores proferre: apud Portam: Villae lib. 5. c. 33. oder: Die Nüße wären nicht anders als die Bauern; denn je mehr diese geschlagen würden / je mehr brächten sie Früchte.

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/322&oldid=- (Version vom 20.8.2021)