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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Mehlfäßlein.

Denn wenn es deren viel hat / so bleibet der Krammets-Vogel theils über Winters in Lande / und lässet sich dabey fangen.

§. 10. Es ist aber der Dornbusch zweyerley Geschlechts weiß und schwartz.

Wovon sehr merckwürdig / daß in einem Dorn-Zäune oder Hecken beede niemahls beysammen stehen / sondern der Schwartz-Dorn verdirbet und gehet aus / dargegen behält der weiße allemahl für Ihm die Oberhand. Denn wie sie in der schwartzen und weißen Farbe unterschieden / also ist auch in andern eine Antipathie zwischen ihnen; von Schnittlingen des weisen und schwartzen Dorns werden auch Hecken gemacht.

Man schneidet oder spaltet sie an dicken Orten auf / leget sie in wachsenden Monden / in eine wohlgedüngte Grube ein / daß sie nur 3. bis 4. Zoll herfür ragen / man muß sie aber den ersten Winter mit Moos bedecken / damit sie nicht verderben.

Der Dorn-Strauch bringt seine Blüthe für allen Sträuchen in Martio am ersten herfür / derhalben wird er an vielen Orten in Scherben gesetzet / desto eher in Frühling seiner angenehmen Blüthe zu geniessen.

§. 11. Der Hage-Dorn / Hayn-Butten / wilde Rosen, Lat. Rosa canina genennet / ist ebenfalls ein bekant Gebüsche / so auch unter andern Rosen herfür bringet.

Der Rosen sind vielerley / welche alle zuerzehlen unsere Arbeit nicht ist. Unter denen wilden sind etliche röthlicht / etliche gelblicht / weißlicht / und dergleichen / aber alle sind einerley Art Holtzes.

Die Poeten haben gedichtet / daß Cupido dem HARPOCRATI als dem GOtt des Stillschweigens / welcher deswegen mit dem Finger die Leffzen zuhält / eine Rose verehret / daher ist bey dem Heyden der Brauch gewesen / daß man an den Ort / wo sie gespeiset / eine Rose mahlen lassen / dadurch einen jeden Gast anzuweisen / was unter den Rosen / als einem Zeichen des Stillschweigens geredet würde / solches sub rosa und verschwiegen zu halten / und nicht zu offenbahren[WS 1] / dahero die Verse entstanden:

Est Rosa flos Veneris, cujus quo furta laterent.
Harpocrati matris dona dicavit Amor,
Inde rosam mensis Hospes suspendit amicis
Convivae, ut sub ea dicta tacenda sciant.

Gleichfalls ist auch in Teutschland gewöhnlich / daß man in der Mitte des Zimmers eine Rose zu dem Ende mahlet. Von der Hagebutten handelt das alte teutsche Räthsel.

Es hat seinen Busen voll Stein /
Wird gefunden selten allein /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: offenhahren
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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/369&oldid=- (Version vom 20.8.2021)