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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

Brände legt; mittler weile führen die Einführer das Holtz herzu / bis der Meuler vollgeführet ist / der Köhler und sein Kohl-Knecht aber / laden dasselbe von den Schlitten abe / und richtet es folgender gestalt ein.

Nehmlichen / er setzet die Scheite um die Richtstange herum in die Höhe auf / so lange biß die Meuler städte in etwas und ungefehr der 4te Theil besetzet.

Auf diese unterste Scheite richtet er abermahl um die Richt-Stange die andere Reihe in die Höhe / mit welchen er so dann fort fähret / bis er die Meuler-Städte mit 2. auf einander gesetzten reihen vollgerichtet hat / daß um und um ungefehr eine Elle Raum bleibet / auf welchen er um den Meuler herum gehen und selben warten kan.

Anfangs aber wenn er anfänget einzurichten / leget er 2. Scheite Holtz neben einander auf der Erden an / daß solche hohl liegen / und zwar von der Richt-Stange an / und von den Quentel gegen die Ladestadt zu / biß wo der Meuler ausgehet / und lässet also das Loch zum anzünden welches so weit ist / daß man mit einer ziemlichen starcken Stange hinein kommen / und anzünden kan / nachdem aber der Meuler mit 2. Reihen vollgerichtet / worzu er 20. bis 30. Schragen Holtz / auch mehr und weniger zu weilen brauchet / nimmt er kurtze Scheitlein Holtz oder, welches am bräuchlichsten Brände, welche von denen vorher ausgestossenen Kohlen überblieben und nicht gar ausgekohlet sind / richtet solche auf die 2. Reihen Holtz oben rund herum / daß der Meuler gantz zu werde / und machet darmit die Haube.

§. 39. Hierauff bedecket er diesen eingerichteten Meuler mit Deck- oder grünen Reißig / so er mit seinem Deck-Messer / welches rund / auf Art einer kleinen Eichel / und mit einer Tille / darinn ein langer Stiel / daß er damit das in der Höhe stehende kleine und schwache Reißig herab schneiden und reissen kan / von den Tannen und Fichten nimmt / alsdenn wenn es zur Städten getragen / oder so es weit / darzu geführet ist / so leget er solches gantz dicke über und über / daß man von den Holtze gar nichts sehen kan.

Ferner hacket er mit seiner Keil und Rade-Haue / bey einer neuen Städte kleine Erden auf (bey alten Städten lieget vorher schon Gestübe) bestübet mit solcher das Reißig / und also den Meuler über und über / ohngefehr 3. quer Finger dicke / daß man von der Decke nichts mehr siehet.

Unten auf das Gestübe leget man 2. oder 3. Scheite Holtz über einander hinauff um und um / welche er Fuß-Scheite nennet / schüttet abermahls mit seinen Füll-Faß oder Schauffel ferner Gestübe oder etwas Erde darauff.

Wenn er nun hiermit fertig / nimmt er eine lange Stange spaltet solche oben an einem Orte auff / leget eine Kutter mit Hartz von einer Fichte darein / zündet selbige an / fähret damit zu den gelassenen Zünd-Loche hinein / biß an

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/405&oldid=- (Version vom 20.8.2021)