Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 120.jpg

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Der Dichter ladet den Mäcenas ein, die Sorgen und Geschäfte der Stadt eine Zeit lang zu verlassen, und auf das Sabinerlandgut zu ihm zu kommen. Die Beweggründe dieser Einladung sind theils von dem Ueberdruß hergenommen, in welchen man durch ununterbrochenen Aufenthalt in der Stadt gerathen kann, theils von der heißen Jahrszeit, in welcher die Römer ohnehin das Land zu besuchen pflegten. Weil Mäcenas damals Stadtpräfekt war, und nach allen Gegenden des unermeßlichen Reichs sein Auge gerichtet hielt, so ermahnt ihn der Dichter zugleich, seine Sorgen ein wenig zu mäßigen und sie in weise Grenzen zu beschränken. Die Gegenwart soll man genießen, die Sorge für die Zukunft ist eitel und nutzlos. Was nicht in deiner Macht ist, fährt hin, wie ein Strom, der alles mit sich fortreißt. Dieß Bild mahlt er nun mit einer Kraft und Fülle aus, die bis zur Erschütterung des Herzens gesteigert ist. Der Strom der Rede ist so gewaltig, daß sie sich nicht mehr in den Schranken des Metrums hält, sondern in steigender Kraft dahinbraust. Auf einmal aber tritt wieder eine liebliche Stille ein. Es folgen Lehren der Weisheit. Nur der ist sein eigner Herr, der nach seinem Belieben lebt, nicht nach dem Zwang der Geschäfte, froh des Augenblicks, und zufrieden mit dem Schicksal. Vom launischen Glücke muß man nicht mehr

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)