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nur unter einer Bedingung.“ – „Sie werden gnädig seyn, ich lasse mir gern einen billigen Abzug gefallen.“ – „Einen Abzug sollst du haben, Isaak! fünfundzwanzig Ruthenstreiche auf das blinde Angesicht.“ – „Sie treiben Spaß, goldener Herr! Sie werden doch den armen Isaak nicht so prostituiren.“ – „Meinst du, ich werde mit dir spaßen, Hallunke! Es ist Ernst, und wenn du nicht sogleich einwilligst, so laß ich dich zum Hause hinauspeitschen, und du bekommst in deinem Leben nichts mehr.“ – „Ach, seyn Sie doch barmherzig! Was können Ihnen meine Streiche nützen?“ – „Mach’s kurz, Isaak, je länger du dich sträubst, desto später ist die Exekution vorbey, und desto später bekommst du dein Geld. Du hast übrigens die freye Wahl; jedoch ehe eine Minute verstrichen ist, mußt du dich entschlossen haben.“ Als der Jude den Ernst merkte, und er nur zwischen den Ruthenhieben und dem Geldverlust zu wählen hatte, zog er die ersteren vor. Also wurde von dem herbeygerufenen Bedienten der Strafakt vollzogen. So jämmerlich auch der hartgeprüfte Jude bey jedem Streiche schrie, so mußte er doch die ganze, ihm zugedachte Ladung aushalten. Nachdem er auf diese Weise wohl zerbläut und verdienter Maaßen abgestraft war, erhielt er sein Geld mit dem Zusatz: „Nun geh, und wenn du je wieder über meine Schwelle trittst, hörst du?

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)