Als wie der Anfang war, bey Jederman gemein,
Welch eine Sprache solt in Teutschland endlich seyn?
So hat die Barbarey das gut Latein zerstücket,
Und gotisch, wendisch, teutsch mit Macht hinein geflicket.
Dadurch kam allererst der Mischmasch auf die Welt,
Den Franckreich, Welschland selbst, und Spanjen noch behält.
Der Gentelman hat auch sein Theil darvon bekommen,
Ein Wörtlein hie und da, von allen was genommen.
Und eben dieses wär den Teutschen auch geschehn,
Wenn nicht mit allen Ernst da wäre zugesehn,
Der Lapperey gewehrt, das reine Teutsch erzwungen,
Das nichts erbettlen darf von fremder Sprach und Zungen.
Es kommt mir eben vor, als wenn man ein Gesicht,
Dem keiner Schönheit Zier noch Liebligkeit gebricht,
Nach geiler Weiber-Art, noch wil mit Pflastern schmücken,
Die künstlich seyn geschnitzt, als Käfer oder Mücken.
O unbesonnen Werck! Was hat die stoltze Pracht
Nicht wider die Natur gewirckt und ausgemacht!
Käm irgends auf die Welt ein Kind mit solchen Flecken;
Wie sorglich solte man die Mißgeburt verdecken.
Wann öffentlich Hans Wurst wil ausgelachet seyn;
So fleckt er das Gesicht, wie euch nun ist gemein.
Nun solch ein Narr ist auch und würdig seiner Kappen,
Der unser schönes Teutsch mit der Frantzosen Lappen
Noch besser machen will. Vor vielen Jahren schon
Sprach auch ein geistlich Mann aus einem hohen Ton:
Monsieur, ich bin nicht werth, daß ihr zu meiner Thüren
Und in mein schlecht Logis solt mit mir hin marchiren.
Un mot, sprecht nur ein Wort, ich weiß zu dieser Stund
Et tout incontinent; so wird mein Knecht gesund.
Zwar ich bin nur ein Mensch, und daß ichs gern gestehe,
Ein schlechter Cavallier, noch wann ich einen sehe
Von meiner Compagnie und ruf ihn zu mir her:
ça Garçon? Er ist prompt, verricht sein devoir.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)