Die neulich Hochzeit hielt und izt geliegen will.
Die hat das Bette voll. Ey Anchen steht doch still.
Wie geht es Elschen nun? Wie ists mit ihren Augen!
Was macht doch euer Mann? Will der nicht wieder taugen?
Läst sichs nicht besser an? Ich weiß sehr guten Rath,
Den Trinche Wetterwisch mir mitgetheilet hat.
Ihr müst ein Stücklein Speck am Freytag Abend bitten,
Dasselbe theilet denn recht eben in der Mitten,
Und legts ihm Kreutz-weiß drauf, und sprechet denn geschwind:
Der Wind der beist den Fuchs, der Fuchs der beist den Wind.
Es hilft von Stunden an. Was wolt ich weiter sagen?
Daß ich nicht lügen mag. Wie steht euch dieser Kragen
So schön und artig an? Ist diß die neuste Tracht,
Die leztlich euer Mann aus Holland mitgebracht?
Glückselig ist das Weib, das solchen Mann gefunden!
Mein alter Dudendopf, hält mich fast gleich den Hunden.
Er achtet meiner nicht, wenn er den gantzen Tag
Mit Brandtwein und mit Bier, den Rachen füllen mag.
Das ist sein bestes Thun, bis wieder an den Morgen,
Gedenckt nicht, wie er will sein armes Weib versorgen.
Gar selten pflegt er mich. Jedoch, es ist zu viel.
Sie höret nimmer auf. Die Feder hat ihr Ziel.
Nach dieser kommt hervor das Weib von einem Pfauen,
Gebohren zu der Pracht, hochmüthig anzuschauen,
Dem Spinnen spinne feind. Ist dahin nur bedacht,
Daß sie für aller Welt die Schönste sey geacht.
Sie ist ansehnlich hoch, von prächtigen Geberden,
Gleich wie Andromache, als Hector von den Pferden
Noch nicht war umgeschleift: wie für der gantzen Schaar
Des Amazonen Volcks Pentesilea war.
Sie hat in allem Thun gantz sonderbare Sitten.
Sie zieht den Hals hervor. Sie hält in allen Tritten
Gewisse Maß und Zahl. Die Schultern, das Gesicht,
Das Hindertheil, der Bauch, hat alles sein Gewicht.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)