Wozu das grosse Geld? Worzu die reiche Beut,
Im Fall man nimmermehr derselben wird erfreut?
Doch hier ist keine Noth. Auf einen guten Heger
Folgt, wie das Sprichwort heist, ein guter Seckelfeger.
Zwey Schelmen müssen seyn zu lang erspartem Gut.
Der eine, ders erwirbt, der ander, ders verthut.
Was iener alte Narr in zweymal dreißig Jahren
Hat sorglich beygelegt, kan durch die Gurgel fahren
In so viel Monat-Zeit. Der Juncker hat nun Geld.
Der Arbeit mag er nicht. Er sucht die frische Welt,
Wo von dem süssen Wein die Becher überfließen
Wo sich die iunge Bursch in Frölichkeit begießen,
Wo Rauch und Pfeiffen seyn, wo man beym guten Schmauß
Den Ofen, Stul und Tisch zum Fenstern wirft hinaus,
Wo ieder säuft, und speyt, sich schläget, singt und lachet
Und nasse Brüderschaft so leichtlich bricht, als machet,
Wo man beym Seiten-Spiel mit Freuden tantzt und springt,
Wo man runda runda auf zwantzig Stimmen singt,
Wo Venus Hof-Gesind ums Geld zu Dienste stehen,
Wo Karten-Spiel und Brett in vollem Schwange gehen.
Es wird gehurt, geschwelgt, gedoppelt, bis zulezt
Auch Beutel, Hosen, Wams und Hut wird aufgesetzt.
Da geht der Jammer an. Da hebt er an zu dencken,
Ob er den nassen Halß will würgen oder hencken.
Den Freunden kommet er nicht gerne zu Gesicht.
Das Graben wird ihm saur. Zum Handwerck taugt er nicht.
Nach langem Rath greift er zu Spießen, Wehr und Waffen,
Will das verlohrne Geld durchs Eisen wieder schaffen.
Gibt sich beym Werber an, beut selber Leib und Blut,
Um einen Thaler feil. Der solch ein treflich Gut
So schändlich umgebracht, muß noch wohl weiter gehen
Und auch das Vorgebürg der guten Hofnung sehen.
Denn nach Sumatra zu, nach Zeilon, nach Javan,
Da, wo der Pfeffer wächst dem schwartzen Morian.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/59&oldid=- (Version vom 1.8.2018)