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Doch hab ich das an ihm in kurtzer Zeit befunden,
Was meinen Sinn ihm hat, ich weiß nicht wie, verbunden.
Ich seh ein gut Gesicht, bequem zum Ernst und Schertz.
Ich hör ein freundlich Wort. Ich spühr ein redlich Hertz.
Nun diß und was ich sonst nicht weiter will berühren,
Dann ins Gesicht gelobt ist in der That vexieren,
Beweget mich dazu, wenn ich nicht zu gering
Und ungeachtet bin, daß ich ihm dieses bring
Auf gute Brüderschaft. Monsieur, er mag getrauen.
Ob mich das gute Glück nicht freundlich will anschauen,
Ob ich nicht reich, nicht schön, noch hochgebohren bin;
Doch hab ich ehrlich Blut und einen treuen Sinn.
Ich Narr, so gar entzückt von solcher süssen Pfeiffen,
Bedachte mich nicht lang den Vorschlag zu ergreiffen,
Gedachte, mancher sucht, was dir itzt wird beschert.
Ein Schatz der selbst sich find, der ist wohl nehmens werth.
Ich machte Gegen-Wort. Ich neigte mich zur Erden,
So gar, daß mir zu eng die Hosen wolten werden.
Ich sprach: Monsieur, Monsieur, (es war mir schon bewust,
Daß man mit diesem Wort alleine grüssen must.)
Wie komm ich doch dazu? Was ist an mir zu finden,
Daß er mit mir sich will so brüderlich verbinden?
Es wäre meinem Wunsch und Stande mehr gerecht,
Monsieur, wann er mich hieß nur Diener oder Knecht.
Ey was, sprach Eschinus, was soll doch das bedeuten?
Mein Thun besteht in Ernst, und nicht in Höflichkeiten.
Ist er zu mir gesinnt, wie ich zu ihme bin:
So knie er neben mir auf dieses Polster hin.
Drauf sezt er redlich an. Die andern Brüder alle,
Die sungen das runda mit großem Freuden-Schalle.
Er that nur einen Satz; Das Glaß war ausgemacht,
Und oben angefüllt mir in die Hand gebracht.
Ich that ihm eben gleich. Das war kaum durch den Kragen,
Da fing mein Eschinus noch ferner an zu sagen:

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Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)