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An Schwester Babette Gößwein.
Neuendettelsau, 16. Juni 1885

 Meine liebe Schwester Babette, das ist eine rechte Herzensfreude, daß ich Dich als Genesende in Oberstaufen begrüßen darf. „Siehe, ich mache alles neu“, dies Wort, an das ich mich so oft halte, erfülle sich auch an Dir für die ganze noch übrige Lebenszeit. Nun soll noch mehr als bisher alles Ihm gehören. Versenke Dich doch in den stillen, einsamen Tagen recht in Seine Liebe. Ich möchte Dir raten, die letzten Reden des Herrn in der Oberstaufer Waldluft zu betrachten und in Deinem Herzen recht die Freude zu erwecken über Seine unaussprechliche Liebe. Kannst Du denn dann allein reisen? Und wann kommst Du hieher? Komm nur bald, hier ist auch gute Luft für Leib und Seele. Es ist doch eine Freude, wieder ins Leben zurückzukehren und nun nach so einem ernsten Abschnitt ganz neu anzufangen.

 Unser lieber Herr Rektor ist eben zurückgekommen von seiner Marienberger Reise. Da war im Kloster ein Paramentenkongreß, und er hat sich offenbar erquickt am Zusammensein mit gleichgesinnten Brüdern. Auf dem Rückweg hat er auch Hof und Kulmbach besucht.

 Willst Du jetzt, liebe Schwester Babette, in den stillen Bergen fleißig Deine Hände und Dein Herz aufheben zu den Bergen, von welchen uns Hilfe kommt? Willst Du auch treulich unser und der ganzen Sache, der wir dienen möchten, gedenken? Ich bin manchmal so traurig, wie wenig, wie wenig entspricht die Wirklichkeit dem echten Diakonissentum! Wie hält so jeder sein Eigenes fest! Laß uns miteinander sterben, damit wir leben.

 Gott behüte Dich. In treuer Liebe bleibe ich

Deine Therese.


An Frau Philippi, Schwester von Schwester Charlotte Kollmann.
Neuendettelsau, 9. September 1885

 Verehrte, liebe Frau Philippi es ist mir ein Herzensbedürfnis, Sie in diesen Tagen zu grüßen. Daß unsere liebe Charlotte morgen eingesegnet wird, ist, denke ich, auch Ihnen eine Herzensfreude. Aber sie ist in großen Ernst gekleidet, diese

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Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)