Seite:Therese Stählin - Auf daß sie alle eins seien.pdf/98

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

liegt und nicht mehr „ein Weinen durch alle Adern der Natur geht“, sondern an der ersehnten Freiheit der Kinder Gottes auch alle Kreatur ihren jauchzenden Anteil nimmt. Es weilen gegenwärtig viel Ferienschwestern hier, auch von anderen Mutterhäusern hatten und haben wir Besuch: aus Ludwigslust, Christiania und Mitau. Demnächst will auch Schwester Magdalene Steinmann aus Philadelphia kommen, und auch Herr Rektor Cordes von dort hat seinen Besuch in Aussicht gestellt.

 Zwischen Bruckberg und hier ist reger, fröhlicher Verkehr. Sie hat’s gut, unsere filia, und sie soll’s gut haben; jeden Freitag kommt Herr Rektor hinüber, und vorgestern hat Herr Konrektor Sonntagsgottesdienst drüben gehalten. Vorigen Freitag wurden ein Pferd und eine Chaise für dort gekauft. Auch das dritte Filial in Himmelkron soll diesen Herbst noch eröffnet werden. Gegenwärtig regen sich viele Hände dort, um das alte Schloß zweckentsprechend umzugestalten. Im Oktober, so Gott will, zieht Industrieschule II in den von uns gekauften „Prinzenbau“. Auch die Blödenanstalt soll dort, wenn möglich, noch dieses Jahr eröffnet werden. Es ist ein großer Trost für uns, daß die Blaue Schule so reichlich besetzt ist; denn wir haben diesen Herbst eine große Anzahl von Verpflichtungen zu erfüllen. Die Schwesternstunde von Herrn Rektor ist jetzt immer am Mittwochabend, wir wurden zuletzt über die mittelalterliche Mystik belehrt.

 Es gehen gegenwärtig innerhalb des Mutterhauses allerlei „Ortsveränderungen“ vor sich: die Grünen haben mit großer Freude ihren neuen, schönen Schlafsaal im östlichen Flügel bezogen, den von ihnen verlassenen Schlafraum im Alten Magdalenium beziehen heute die Blauen, die keinen Raum mehr im Schlafsaal des westlichen Flügels haben. Dafür wird im alten Waschhaus hergerichtet für die Staatserziehungsanstalt, die infolge des Bauens die ganze Zeit ziemlich notdürftig untergebracht war. Auch die kleinen Roten beziehen in diesen Tagen ihren neuen, schönen Schlafsaal. Der von ihnen verlassene Raum wird dann zu einer Nähstube und Bettenkammer umgewandelt. Die Hostienbäckerei gedenken wir ganz ins Feierabendhaus zu verlegen und den schwachen und alten Schwestern die schöne Arbeit zu übergeben,

Empfohlene Zitierweise:
Therese Stählin: Auf daß sie alle eins seien. Verlag der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1958, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Therese_St%C3%A4hlin_-_Auf_da%C3%9F_sie_alle_eins_seien.pdf/98&oldid=- (Version vom 14.8.2016)