Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 149.jpg

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berichet man / daß ein Graff von Harrach solches der Zeit innen habe; wie dann Ihren Gräflichen Gn. die besagte Maut jetzund gehörig ist.

Berg / ein Meil unter Matthausen / noch in Ober-Oesterreich / auch ein Marckt. Lazius in Commentar. Reipubl. Rom. fol. 1091. sagt / daß in den alten Brieffen / sonderlich der Käiser Conradi III. und Friderici I. der Grafen Alberti, und Friderici von Berga gedacht werde / dahin man komme / so man von Matthausen nach Greyn räise; welches dann / dem Weg nach / eben dieses Berg ist.

Bernstein / und Scharnstein / seynd vor diesem Herrn Carl Jörgers / Freyherrn / gewesen; anjetzo gehören beyde ansehnliche / und zum Theil feste Schlösser / dampt den Herrschafften / dem reichen Ober-Oesterreichischen Closter Crembs-Münster zu.

Clam / ein BergSchloß / von starcken dicken Mauren / unfern von der Thonau / und nicht weit von obbesagtem Marckt Berg / auch in Ober-Oesterreich gelegen / so sampt zugehöriger Herrschafft / Herren Johann Gottfried Perger / Edlen Herren von und zu Clam sich schreibende / gehörig / so der Zeit ein Verordneter deß Landes ob der Enß ist.

Clauß an der Steyr / ist ein enger Paß gegen dem Gebürg Pirn / und der Obern Steyrmarck / allda man mit geringer Macht ein Kriegsvolck auffhalten kan: Hat vor diesem dem Herrn Storchen gehört / so bey der ReligionsEnderung auß dem Land gezogen.

Creutzenstein / von Theils unrecht Grätzenstein genant / ein festes Berg-Schloß zwischen Wien und Corneuburg 2. Stund / oder ein starcke Meil (eine Relation sagt von 2. Meilen) oberhalb Wien gelegen / so Anno 1620. die Böhmen / und Mähren eingenommen / und darauß mit Streiffen grossen Schaden gethan / biß es nach langwüriger Belagerung wieder erobert worden. Anno 1645. bekamen solches Schloß auch die Schwedische / die es hernach im October an unterschiedlichen 3. Plätzen ruinirt, und in die Lufft gesprengt haben / wie in der Frühlings Relation deß Jahrs 46. stehet.

Dreßkirch / Dräßkirch / Treßkirchen / ein Landsfürstlicher Marckt vier Meilen von Wien / und 4. von Neustatt / auff halbem Weg darzwischen gelegen / so in dem innerlichen Krieg Anno 1461. bekant worden / wie beym G. de Roo lib. 7. fol. 271. zu lesen. Um den 15. Septembr. 1621. haben die Budianische Ungarn Dreßkirchen / Wartberg / Mödling / Eysersdorff / und andere Ort geplündert / und in Brand gesteckt. Relat. Francof. Anno 1631. zu Ende deß Junii / sind Ihrer Käis. Majest. von dem Gehägbereuter zu Wien / von Träßkirchen / zween junge Hund / und ein Kätzlein / neben der alten Katzen / die solche geworffen / zu sehen gebracht worden. Relat. Autum. de Anno 1631. pag. 62.

Drosndorff / oder Droßndorff / ein schöner grosser Marcktflecken / an der Teya / und den Mährischen Gräntzen / unterhalb Böhmisch Waidhofen / wie ein Stättlein (darfür es dann auch etliche / sonderlich die Relationisten / halten) gelegen. Gerardus de Roo gedencket dieses Drosendorffs lib. 4. fol. 160. Und sagt Boregk in der Böhmischen Chronic fol. 239. daß König Ottocarus auß Böheim Anno 1278. das Schloß / und den verwahrten Flecken Drosendorff erobert habe. Anno 1620. hat diesen Ort Fürst Christian von Anhalt / der Böhmen Generalissimus, vergebens belagert / die Vorstatt aber / oder Vormarckt / verbrant; unter dessen die Böhmen Horn / Reetz / und Eggenburg / verlohren haben.

Dürnkrut / oder Dürrenkraut / bey dem Fluß der March / auff dem Marchfeld / in Unter-Oesterreich gelegen / so seinen Nahmen von der grossen Dürre / die damals gewesen / als Käiser Antonius mit den Marcomannen geschlagen / haben solle; davon Thomas Jordanus, in praefat. Commentar. de Aquis medicatis Moraviae, also schreibet. Si conjecturis locus est, in campis patentissimis Marcomannorum, nunc Marchfeld dictis, Exercitus (sc. Romanor. et Marcomannor. tempore M. Aurelii Antonii Imp.) conflixisse, loco etiam designato, et oppidulo Moravi amnis sito, quod ab eventu, ingenti nimirum ariditate, tùm Dürrenkraut vocari coepit, eamque denominationem in hunc usque diem retinuit, sunt qui affirment.

Ebersberg / ein Meil von Lintz / an der Traun / in Ober-Oesterreich gelegen / und dem Bistum Passau gehörig / so ein feines Schloß in der Höhe / und ein lange Brück über besagtes Wasser Traun hat. Graff Sighart von der Santha (al. Sempta) solle diesen beschlossenen / aber nicht grossen Marcktflecken / zun Zeiten Käiser Ludwigs / Käiser Arnolphs Sohns / wider die Ungarn erbauet haben; wie Aventinus lib. 4. Annal. meldet.

Eberstorff / an der Schwechat / so da in die Thonau fällt / und 2. Meil Wegs unter Wien gelegen / so die Alten Alam Novam genant haben. Gerardus de Roo nennet dieses Eberstorff eine Statt / und sagt zu Anfang deß 10. Buchs / daß Anno 1485. König Matthias Corvinus auß Ungarn / als er ihme diesen Ort einzunehmen fürgenommen / schier in Gefährlichkeit deß Lebens kommen wäre. Dann dieweil Er in einem schlechten Häußlein zu Tisch sasse / seye ein eiserne Kugel auß der Statt geschossen / durch die Wand gangen / und nahend bei ihme niedergefallen. Daher Er erzürnet worden / die Statt mit höchstem Gewalt angegriffen / dieselbige eingenommen / und ein Siegherr in das Läger vor Wien wiederkehret habe. Ist der Zeit ein schöner Fleck / sampt einem herrlichen Käiserlichen Pallast / und dabey etliche Thiergärten / darinn / vor dem nächsten Bethlenischen Krieg / wie wir berichtet worden / Löwen / Leoparden / und Beeren / jede verschlossen / gehalten worden. Ob solche der Zeit noch allda / und wie es gemeldtem Pallast in selbigem Ungar- und Böhmischen Krieg ergangen seyn mag / ist uns nicht eigentlich bewust; ausser / daß in einer Relation stehet / die Ungarn hätten das Schloß allhie Anno 1619. eingenommen; und / in einer andern / daß sie allda Anno 1620. eingefallen seyen. Welches auch zu Schwechat / so von obgedachtem Fluß den Nahmen führt / selbiges mal geschehen.

Engerszell / 3. Meil unterhalb Passau / an der Thonau / ein Landsfürstlicher Ober-Enserischer Marckt / und Auffschlag / da sonderlich die Schiff / so über sich fahren / die Maut / oder den Zoll / geben müssen / weilen sich etwas oberhalb / nahend Haffners-Zell / bey einem grossen Stein in der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)