Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 189.jpg

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ist ein Schloß / und kleiner Marcktfleck Widenspach / (so von Theils Wümspach / und Windspach genant wird) gantz auff den Grund abgebronnen.

Wolfergsdorff / von Theils Wolckerstorff / genant / 3. Meilen von Wien / gegen Mähren zu / auch ein Marcktflecken. Anno 1605. den 5. Julii / haben die Türcken bey Wolckerstorff viel Dörffer in Brand gesteckt: Anno 1620. bekamen diesen Ort die Mährer / hernach Bucquoi.

Wolffseck / in Ober-Oesterreich / Herren Geörg Pflügel zuständig / so vor der Zeit Vitzdom zu Lintz gewesen. Anno 1626. den 30. Novembr. seynd vor diesem Ort die Ober-Enserische Bauren / das viertemal / von dem Grafen von Pappenheim geschlagen worden / und derselben etlich tausend geblieben.

Zeillern / ein schönes Schloß / dabey ein Flecken / und Pfarrkirchen / auff der Wiener Landstrassen / zwischen Ambstetten / und Oedt / in Unter-Oesterreich / vierthalb Meilen unterhalb der Statt Enß gelegen. Hat / sampt der darzu gehörigen Herrschafft / so das Hals- und Landgericht hat / vor Zeiten den vor längst abgestorbenen Herren von Lapitz / deren monumenta noch allhie in der Kirchen zu sehen / hernach andern / und unter denselben auch den Herrn von Grünthal / gehört. Jetzt aber ist dieser Ort / und Herrschafft / den Herren Grafen von Tättenbach / etc. zuständig. Es hat gemeldtes Schloß vier Stöcke / und in denselben schöne Zimmer / auch in der Mitte einen grossen Hoff / und Röhrkasten; und ist solches um und um mit einem zimlichen Teich / darüber eine Brücke gehet / umgeben / daß es sich gegen einem Anlauff wehren kan.

Zellerndorff / 3. Meilen von Znoym / und 5. von Crembs / in Unter-Oesterreich / ein ansehenlicher grosser Flecken / und Schloß / den Herrn Geyern von Osterburg gehörig.

Und so viel von Oesterreich; darinn zwar noch viel mehrere vornehme Ort / und darunter das Schloß / Residentz / und Herrschafft Planckenstein / in Unter-Oesterreich gelegen / und Herren Grafen Gottharten von Tättenbach / etc. gehörig / seyn; weilen uns aber davon eigentlicher Bericht / und Wissenschafft / ermangelt; als haben sie daher allhie außgelassen werden müssen.


II. Hertzogthum Steyer.

Es ligt das Land Steyer / von vielen die Steyer-March / von Theils auch Valeria genant / in dem alten Norico, darinn vor Zeiten die Taurisci, ein sehr grosses Edles Volck / gewohnt / so von der Statt Noreia, als von ihrem Hauptort / den Namen Norici erlangt / und zwischen dem In / und dem Berg Cetio, oder zwischen den Vindeliciern, und Pannoniern, gesessen seyn; Und diese Taurisci, oder Thi-Taurischen / seynd in dieser Landsart die Styri, oder Steyrer / und das Land Steyer / und Styria, genant worden. Angelus Roccha in com. de Bibl. Vaticana, pag. 325. will / daß heutigs Tags / auß allen Gothischen Nationen / in Teutschland keine mehr / als die Steyrer / oder Steyrmärcker / so er Scyros, Styros, oder, Stirenses nennet / und dann die Thüringer / übrig seyen: Davon aber andere urtheilen mögen. Johannes Micraelius im I. Buch vom alten Theutschen Pommerlande / am 104. Blat / schreibet / daß derselben Muthmassunge nicht so uneben seye / die da vermeynen / daß die Steyermärcker / eben von den alten Schyren herkommen / und derselben Nahmen / nur mit Veränderung eines Buchstabens / biß auff heutigen Tag behalten haben. Es werden aber besagte Schyrer vom Plinio am Balthischen Meer gesetzt / eben da jetzund die Elbinger / und andere Preussen / wohnen. Sind auch Teutsche gewesen / ob sie wol vom gedachten Plinio unter die Sarmater gerechnet werden. Seynd im Gothischen Zug mit fortgegangen; derowegen sie auch vom Procopio mit außtrucklichen Worten unter die Gothischen Völcker gezehlet werden. Andr. Brunner sagt im I. Theil seiner Bayrischen Chronic / im andern Buch / am 265. Blat / daß die Boii, als sie im Jahr vor Christi Geburt 186. auß Italia / den Römern gewichen / sich unter die Taurischen (deren Theils seyen / die jetzt von uns / nach Verlierung deß alten Namens / auff Teutsch die Steyrer genant werden) bey der Thonau gesetzt haben; die aber folgends von den Dacis gäntzlich vertilget worden seyen. Die Gräntzen deß Landes Steyer seyn / von Morgen Ungarn; von Mittag Crain und Windisch Land; vom Abend Kärndten und das Ertzstifft Saltzburg: und von Mitternacht Oesterreich. Isthaunfius sagt lib. 24. Rer. Ungaricarum, daß das Wasser Sukla die Steyermarckt von dem Theil deß Illyrischen Landes / den die neulichere Scribenten Sclavoniam, oder das Windische Land / nennen / unterscheide. Vnd wird solches in das Ober- und Untere getheilet. In dem Untern hat es / sonderlich um Rackerspurg / und Luetenberg / einen herrlichen Weinwachs; Item / gut Obs / viel Wildbrät / Fisch / Gesundbäder / Sauerbrünn / Bergwerck / und sonderlich viel Eisen; Item / Saltzbrunnen / und dergleichen. Es wächßt auch da vor das Land genugsam Getraid / wiewol es bißweilen Mißwächs gibt / daß es auch theuer / und schwer zubekommen ist; hergegen man offt auch klagt / daß man es nicht versilbern und verkauffen könne. Was das Ober-Steyer anbelangt / so ist zwar solches sehr gebürgig; hat aber solches auch schöne Thäler / oder Thalgelände / als den Muerboden /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)