Seite:Topographia Austriacarum (Merian) 324.jpg

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HErrn / S. Antonio, S. Georgio, S. Thoma, und S. Leopoldo. 2. der Jesuiter Kirchen (in deren der H. Bischoff Priminius ruhet) und Collegium. 3. der Capuciner / dabey nahend ein Einsidlerey / welche Ertzhertzog Maximilian von Dufftsteinen machen lassen / hat ein Stüblein / Cämmerlein / Küchelein / Capellin / und Vorzimmerlein / Bettstatt / Tisch / Stül / Bänck / Altar / Bücher / Küchengeschirr / aber alles auffs schlechtest; und ruhet er / der Ertzhertzog Maximilian / so Anno 1618. gestorben / in der Pfarrkirchen allhie / dessen monument daselbsten wol zu sehen. Von weltlichen Gebäuen ist insonderheit das Schloß / oder die Burg / zubesichtigen / und gehet man in die Ruhelust / so ein Theil von derselben / durch 3. Höfe / als durch den äussern grossen Hoff / durch die Rennbahn / und durch einen kleinen Hoff. Und wird dieser Ort darum Ruhelust genannt / weiln alle Zimmer / zu beyden Seiten / in die Würtz- und Lustgärten (deren sechs bey Hoff seynd) gehen / und / ausser der Fürstlichen Personen / und deß Frauenzimmers / niemands sonsten daselbst hinfähret / oder reitet. Und hat diese Ruhelust in die 50. schöne / hohe / und weite Zimmer / doch Sömmerlich erbauen. An diesem / hat es / nach der Seiten her / den untern Ruhelust / welcher gantz höltzin / und Mauerfarb angestrichen ist / welchen Ertzhertzog Maximilianus, um mehrer Sicherheit willen / zur Zeit der Erdbidem / hat bauen lassen. Und dieser untere Ruhelust hat 30. Zimmer / und / so wol als der obere / seine Capellen. In der alten Burg / gleich wann man die erste Stiegen hinauff kompt / ist der Cammerherren Tafelstuben / neben welcher die Silber Kammer / und dabey eine Capellen ist / in der man der Hoffpursch alle Tag Meß lieset. Ob der andern Stiegen seynd die Fürstenzimmer. Was nun in diesem Schloß; Item / in dem Schatzgewölb / der Bibliothec / der Rüstkammer / Kunstkammer / etc. vor wenig Jahren / köstliches / ansehen- und verwunderliches / zu sehen gewesen ist / das findet man weitläuffig in dem ersten Theil deß Itinerarii Germaniae, am 349. und folgenden Blättern. Es hat aber das im Frühling / deß 1636. Jahrs / in der Pulvermühl unversehens außkommene Feuer / in dieser Ertzhertzoglichen Residentz / sehr übel gehauset / und / wie man damalen berichtet / unsäglichen Schaden verursacht; so gleichwol seithero / sonderlich was von Gebäuen ist / reparirt seyn mag. Der Statthalter hat gleich an dieser Burg sein ansehenliche Wohnung. Die Regierung hat auch ihren eygnen Pallast / so man die Hoff-Cantzley nennet / allda / über andere Ansehligkeit / ein mit grossen Kosten übergultes Tach ist / wie Gulerus lib. 11. Raetiae fol. 162. schreibet / welches / als man sagt / Hertzog Friederich von Oesterreich / zugenant mit der Lären Taschen / zur Anzeyg / daß er noch mehr Geld in seiner Taschen habe / hat auffrichten / und in Feuer vergulden lassen. Es solle solches nunmehr starck von Gold seyn / weilen die Sonne da ihr Krafft im Kupffer hat / wie ein herab gefallenes Stuck es vor Jahren bewiesen / so weit hinein vergült gewesen. Der Fürstliche Keller in den Felsen ist weit und finster / in welchen man über viel in den Felsen gehauete Staffeln hinab gehet; darinn sehr grosse Weinfässer sind / darüber sich die Fremde verwundern / denen auch der Willkomm allda gegeben wird / welchen Theils / wegen der sehr köstlichen Wein / wol empfinden. In der Insul / so der Yn machet / ist die Vorstatt Mülbach / daselbsten das Zeughauß / und in solchem grosse Schlangen / und andere Stück / groß / und klein / Schaufflen / Schantzzeug / Schrotkuglen / Sturmhäfen / Mußqueten / Heerwägen / Rüstungen fürs Fußvolck / Schlachtschwerdter / Röhr / Pistolen / etc. in grosser Menge sind / also / daß man in dem äussern / und innern Zeughauß / in die dreyssigtausend Mann ins Felde solle außrüsten können. Es seynd ferners auch zu sehen das Ballhauß / Balonen- und Comoedienhauß / der gemeine Klepperstall / die Liechtkammer / das Vogelhauß / der Haupt- und tummelhafften Pferde Stallung: der Gutschen Pferd / und Mauleselstall / das Fasanen Hauß / und das Thierhauß / darinn / bißweilen / Löwen / Beeren / Tigerthier / und Meerkatzen sind: Item / die Gärten. Und seynd in dem Blumengarten am Schloß etliche wunderliche Thaten / die Ertzhertzog Ferdinandus Höchstgedacht / durch seine grosse Stärcke / hat außgericht / abgemahlter zu sehen. In dem Garten am Wasser ist ein schönes Schiff mit Kupffer bedeckt / darinn feine Stuben und Kammern. Der Thiergarten ist sehr groß / und gewaltig versehen. Der Goldschmiede / Possirer / Müntzer / Trucker / und anderer Werckstätte / seynd ans Wasser gerichtet. So macht man zu Insprugg schöne und zarte Handschuh / mit saubern Näthen; wie auch schöne gestrickte schwartze Häublein / die weit verführet werden. Nicht weit von der Statt liegt nächst an dem Gebürg / gegen Mittag / (darzwischen ein schönes Feld) das Closter Wilthan / so Theils Wiltheim / Wilthin / und jetzt ins gemein Wilden / das Itinerarium Antonini aber Veldidenam nennen / so Praemonstratenser Ordens S. Nortberti ist / allda deß Riesen Haymons / oder Haimi / so Anno 878. begraben worden / Begräbnuß zu sehen / der / wie man glaubt / dieses Closter / sampt der Kirch / als er zum Christlichen Glauben bekehret worden / erbauet hat; davon ein mehrers / und was denckwürdiges in diesem Closter zu besichtigen / in obangezogenem Teutschen Räißbuch / fol. 347. zu lesen ist; wiewol an gedachten Haymons Histori / daß er ein Riese solle gewest seyn / wie die Origines dieses Closters haben / von Theils gezweiffelt wird; als in dem 2. Theil der Bayrischen Chronic Brunneri, am 49. Blat / zu sehen ist. Vor dem Closter ist ein weißmarmolsteinerne Säul / sampt einer alten Schrifft / wie nemlich vor Zeiten hiedurch der Weg auß Italia nach Augspurg gangen / der unter dem Käiser Septimio Severo, auff 110. tausend Schritt wieder außgebessert / und gemacht worden / und biß auff das Jahr 1587. bey der Landstraß gestanden / in welchem der Ertzhertzog Ferdinandus sie von dannen in sein Schloß Ambras / so zu nächst gelegen / sampt noch vier andern Säulen / führen lassen / die man in selbiger Ebne / bey dem Inn / an unterschiedlichen Orten gefunden / und welche vor Zeiten dem Kriegsvolck / und andern Räisenden / die Uberfahrt gezeigt / und angedeutet haben. In den Feldern / so um obbemeldtes Closter liegen / werden noch von den Bauersleuten alte Müntzen / und Stein / außgegraben / darauß / daß Wilden ein altes Römisches Läger gewesen / wol zu bescheinen. Und ist / ohne Zweiffel / auß

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Provinciarum Austriacarum. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1679, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Topographia_Austriacarum_(Merian)_324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)