Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 022.jpg

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oder dem Teuffel zuschreiben. Alleine wer hält nicht eine solche Art zu philosophiren vor ein abergläubisch Geschwätze? Es geben dergleichen Leute offenbahr zu erkennen, daß sie in der Erkäntniß derer Kräffte der Natur eine grosse Unwissenheit besitzen. Wir leugnen zwar die Würckungen der Geister in die Leiber nicht, sondern geben vielmehr mit beyden Händen zu, daß nicht nur GOTT noch täglich in der Natur nach seiner sonderbahren Vorsehung Wunder thue, sondern daß auch der Teuffel nach seiner grossen Erkäntniß, die er von denen Kräfften der Natur hat, Wunder-Dinge ausrichten könne. Aber alles deßwegen denen Geistern und ihren unmittelbahren Würckungen zuzuschreiben, düncket uns allzu unreiff philosophirt zu seyn. Denn es ereignen sich zum öfftern in den raresten Natur-Zeichen solche Umstände, die deutlich bezeugen, daß dieselben weder von GOTT noch vom Teuffel unmittelbar herrühren können. Beyde handeln nach ihren Absichten. Daher in solchen Wunder-Dingen allezeit sich entweder eine göttliche Güte oder eine teufflische Boßheit offenbahren muß.


§. 3.

Vor ohngefehr drey oder vier Jahren ward der gelehrten Welt ein so sonderbahres Exempel von einer Poetischen Entzückung (Enthusiasmo poëtico) bekannt gemacht, dergleichen kaum iemahls bey Menschen Gedencken gehöret worden.