Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 075.jpg

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nicht irren. Es gehören hieher die Ratten, Mäuse, Maulwürffe und dergleichen, von welchen allen bekannt ist, daß sie zu Füllung ihrer hungerigen Mägen Fleisch fressen. Es bezeuget solches Georgius Agricola,[1] welcher von den Mäusen also schreibet: „Sie fressen nicht nur Früchte, sondern auch Brod, Fleisch, Fische, Suppen und Breyer: am allerbegierigsten aber sind sie auff Milch, Butter und Käse, welches, wenn sie es kauen, einen solchen Laut als ein junges Schweingen von sich geben.“[2] Aber, möchte man sagen, warum wird denn das Fressen in Gräbern nur an der Cörper Munde und Gesichte wahrgenommen, wenn solches einigen Fleisch-fressenden Thieren zuzuschreiben ist? Wir antworten darauff, daß solches darum geschehe, weil diese Theile des Leibes bloß sind. Denn es wird ja der gantze Cörper vor dem Begräbniß in einige Sterbe-Kleider gehüllet, und nichts weiter, als Gesichte, Halß und Hände bloß gelassen. Daher kömmt es, daß die übrigen Glieder des Cörpers insgemein in den Gräbern unversehrt bleiben. Daß aber auch an denen Händen nicht leichtlich eine Verletzung wahrgenommen wird, geschicht wegen derselben Hagerkeit, welche verursacht, daß ob gleich dieselben nicht bedeckt sind, dennoch unversehrt bleiben, weil sie dergleichen


  1. de Anim. subterr. p. 32.
  2. quæ cum mandir, oris suctu sonitum sicuti porcellus edit.