Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 078.jpg

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der kauenden und schmatzenden Todten selbst gerechnet werden. Denn es findet sich hier keine Ursache, welche denen Lebenden den Tod zuziehe, welches doch der vornehmste u. in diesem Fall der wichtigste und merckwürdigste Umstand ist. Denn es kan sich dasjenige mit allen Cörpern zutragen, was wir oben von den Ursachen des unterirdischen Fressens gedacht haben, und zwar ohne alle Lebens-Gefahr derer Lebenden, welche doch sonsten nach der irrigen Meinung des Pöbels denenselben daraus vorstehen soll.


§. 44.

Das dritte Vorurtheil, welches wir kürtzlich zu widerlegen haben, ist auff der Verstorbenen Sexum und Geschlechte gerichtet. Es ist bey allen, die davon geschrieben, fast eine ausgemachte Sache, daß das Kauen und Schmatzen der Todten nur an weiblichen Cörpern beobachtet werde. Also behauptet dieses Z. E. Rohrius,[1] ob er wohl zugleich ausdrücklich zugesteht, daß man bey denen Scribenten von beyderley Geschlechte Cörper angemerckt finde, die im Grabe gekauet und geschmatzet haben sollen. Pitzschmann[2] bemühet sich alle Exempel von männlichen Cörpern, an denen man dergleichen wahrgenommen haben wolle, in Zweiffel zu ziehen. Alleine wir glauben, daß diese Meinung ebenfalls aus Aberglauben entstanden sey. Es hat sich vielleicht einmahl zugetragen, daß die ersten


  1. in Dissert. de Mastic. Mortuorum c. I. th. 6.
  2. im Leichen-Redner P. II. qu. 36. p. 856.