Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 104.jpg

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daß nach dem Lauff der Natur es gar wohl geschehen könne, daß denen menschlichen Cörpern bißweilen noch nach dem Tode einiges Frisch-seyn des Fleisches beywohnen könne.[1] Es verlohnt sich der Mühe, aus denen ersten Anfangs-Gründen der Natur die Ursachen dieses Phænomeni zu erklären. Ehe wir aber solches vornehmen, mag der Ehrwürdige Beda aufftreten und von der Unverweßlichkeit derer menschlichen Leiber seine Gedancken eröffnen. Er läst sich aber also vernehmen: „Es giebt alle Jahre drey Tage und drey Nächte, nehmlich der 27. und 30. Jan. und der 13. Febr. Wer an diesen Tagen gebohren wird, dessen Leib bleibt biß an den jüngsten Tag unverweßlich.“ [2] Alleine wer kan leugnen, daß nicht der gute Beda in Untersuchung derer Ursachen natürlicher Dinge sehr unglücklich gewesen seyn solte? Franciscus Josephus Burrhus hat sich zwar gewiß eingebildet, daß die Eyer, die an dem Tage, da im Frühling Tag und Nacht einander gleich sind, von den Hühnern gelegt würden, niemahls faul würden. Alleine gesetzt, es sey diese Sache wahr, wer will doch daraus schliessen, Ergo sehen auch diejenigen Cörper, die an gewissen


  1. quod cadaveribus humanis interdum adhuc insit post mortem aliqua carnium Vegetantia.
  2. Siehe ERASMUM FRANCISCI in Annot. ad DN. Vluvasoris Ehre des Herzogthums Crain Lib. XI.