Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 138.jpg

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werden, so läst sichs leichte daher schliessen, warum die Leibes-Glieder im Tode insgemein erstarren, und in demjenigen Zustande verbleiben, darinnen sie sind, wenn der Mensch stirbt. Es ist ein merckwürdig Exempel, welches hiervon Thomas Cantipratanus[1] von einem Geistlichen und einer Nonne, die während der fleischlichen Vermischung den Geist auffgegeben, erzehlt. Denn es hat solche ein gewisses altes Weib mit umgeschlagenen Armen und Beinen im Bette liegend so genau mit einander vereinigt angetroffen, daß sie auff keinerley Art und Weise haben wieder von einander gebracht werden können.


§. 36.

Bey so gestalten Sachen wird sich Niemand über unsern Plogojowitz verwundern, daß er nach dem Tode noch sein Glied auffgerichtet. Es ist solches an sich selbst von einer schwammigten Natur und kan daher durch eine eingelassene Feuchtigkeit oder durch das Einblasen in die arteriam hypogastricam so gleich in dem Cörper auffgerichtet werden.[2] Wenn nun der gantze Cörper frisch und lebend (vegetans) gewesen, wie wir oben gezeiget, warum solte nicht auch das männliche Glied seine Vegetantz gehabt haben? Hierzu kömmt, daß der Mann vielleicht am überflüßig empfangenen Opio gestorben. Nun ist von dem Opio, wie wir oben erinnert,


  1. Lib. III. Mir. & Exemp. sui temporis p. 331.
  2. Siehe REGNERUM DE GRAAF de Organ. vir. p. 154. it. de Usu siphon. p. 230.