Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 151.jpg

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der Taubsucht Phrenitide oder einer andern dergleichen Kranckheit bald darauff gestorben sind. Die Hinterbliebenen, die eben dergleichen besorget, haben die Worte der Sterbenden bey sich überlegt, und da sie von ihnen vor ihrem Ende vernommen, daß der Verstorbene zu ihnen gekommen,[1] und sie auff mancherley Weise geplagt hätte, haben sie beschlossen, den Cörper desselben auszugraben und zu untersuchen, was die Ursache sey, daß die Sterbenden von denselben mit so vielen Erscheinungen gequälet worden. Als man nun den Cörper ausgegraben, haben sie von ohngefehr gefunden, daß derselbe nach denen obangeführten Ursachen und Gründen noch frisch sey; darüber sind sie in solches Erstaunen gerathen, daß sie vor Verwunderung sich nicht zu lassen gewust. Hierzu ist gekommen, daß vielleicht um des verstorbenen Brust etwas von der Kleidung, aus oben beygebrachten Gründen,[2] zerrissen oder aus seinen Falten gerückt gewesen. Hierdurch ist der abergläubische Pöbel sogleich veranlasset worden zu glauben und vorzugeben: es habe der Verstorbene im Grabe seine Kleider gefressen, und weil sie zugleich wahrgenommen, daß dessen Anverwandten auff eine sonderbahre Weise gestorben, so haben sie nicht umhin gekont, es dem Fressen dieser Kleider zuzuschreiben. Nachdem nun


  1. Welches doch nur Phantasien und Einbildungen gewesen.
  2. in Dissert. Priore §. 30. sqq.