Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 162.jpg

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vernehmen, daß nehmlich verschiedene Einwohner desselben Orts dadurch eines plötzlichen Todes gestorben, wird es uns leichte seyn zu erkennen, was hiervon die Ursache sey. Der andern Umstände, welche hier zu erwegen sind, nicht zu gedencken, dürffen wir nur derer Verstorbenen geführtes Leben untersuchen, und vornehmlich uns erkundigen, mit was vor Gemüths-Affecten sie gestorben sind. Ich bin gewiß versichert, daß die Ursache dieses Sterbens gemeiniglich in keiner andern Sache bestehe, als in einer magischen Würckung der Imagination und Einbildung, welche zu entdecken, wir ietzt allen möglichen Vorschub gethan haben.


§. 56.

Aber nun wird auch nöthig seyn, diesen Wunden eine Cur zu verordnen. Wenn wir die alten Weiber um Rath fragen wolten, würde es nicht schwer seyn, denen kauenden und schmatzenden Cörpern das Maul zu verstopffen, und ihre Freßhafftigkeit dergestalt zu zäumen, daß sie Niemanden weiter beschwerlich fallen. Aber wer will sich mit abergläubischen Dingen auffhalten, wenn man derselben überhoben seyn kan? Der gemeinste Rath in diesem Fall besteht darinne, daß dem schmatzenden Cörper der Kopff abgestossen wird. Hercules Saxonicus erzehlet[1] hiervon folgende Geschichte: „A. 1572. grassirte in gantz Pohlen die Pest. Es ward


  1. cap. XI. de plica.