Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 207.jpg

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und den Brief an einen gewissen Doctorem Medicinæ zu Leipzig,[1] wobey nichts weiter anzuzumercken ist, als daß der Acten-mäßige Bericht in einigen Redens-Arten anders klinget, als wir ihn sonst gelesen haben. Nach beygebrachter Specie Facti führet der Herr Verfasser einen weitläufftigen Discours von der Vorsichtigkeit, die man bey Beurtheilung wundersamer Dinge brauchen müsse, und behauptet, daß zum öfftern bey denen wunderbarsten Dingen durch die Boßheit der Menschen ein grosser Betrug gespielet werde. Er erzehlet deßwegen ein gantz besonder Exempel von einer Weibes-Person, welche vorgegeben, daß sie nicht nur behexet, sondern auch von dem Teuffel zu gewissen Zeiten sehr übel geplagt würde; welches alles auff einen Betrug hinaus gelauffen, als man ihre paroxysmos durch eine Königl. Commission genauer untersuchet.[2] Alleine ob wir gleich dieses zugestehen, daß vielmahls mit solchen wunderbahren


  1. Vielleicht ist der Herr Verfasser selbst dieser unbekannte Doctor Medicinæ.
  2. Eine gleiche Begebenheit ereignete sich im Jan. 1730. zu Turin mit einer gewissen Jungfer, die wegen der abscheulichen Verzerrungen ihres Leibes und fürchterlichen Gestalten, die man an ihr wahrnahm, vor eine Besessene gehalten seyn wolte. Alleine es wieß sich nachgehends aus, daß es eitel Betrug damit gewesen. Europ. Fama P. 334. p. 831. sqq. Hieher gehöret auch die sonderbahre Geschichte der Mademoiselle Cadiere, die sich vor einigen Jahren zugetragen und in der Welt mehr als zu bekannt ist.