Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 224.jpg

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aber die Seele ihren Sitz in diesem contracto spiritu habe, wird aus vielen Schrifft-Stellen erwiesen. Daher sagt GOTT Gen. IX. 4. 5. Esset das Fleisch nicht, das noch lebt in seinem Blut: Denn ich will auch eures Leibes Blut rächen und wills an allen Thieren rächen, an einem ieglichen Menschen, als der sein Bruder ist; und deßwegen heisset beym Job. XXIV. 12. Daß die Seele der Erschlagenen schreye wegen der Violation ihrer Wohnung, die sie im Geblüthe hat. Denn des Leibes Leben ist im Blut Lev. XVII. 10. welches v. 14. nachdencklich wiederhohlet wird. Ja! spricht der geneigte Leser, das geb ich leichtlich zu, daß das Blut im Geist und in diesem Geist die Seele wohne? Quid inde? Ich möchte gerne wissen, wie das möglich sey, daß ein Geist eines lebendigen Menschen Blut aussauge? Dieses zu beantworten, muste obiges præmittirt werden. Wir haben nehmlich gesagt, daß vermittelst des allgemeinen Welt-Geistes die Geister mit einander correspondiren können. Gleichwie aber gütige und boßhafftige sind, also ist auch ihre Conversation, wenn man es nach menschlicher Art so nennen darff, entweder gut oder böse. Das erstere nennet man Sympathiam, das andere Antipathiam. Denn wo die Geister sehr von einander unterschieden seyn, da kan unmöglich eine Ubereinstimmung seyn. Wenn aber ein Reich mit ihm selbst uneins wird, wie will das bestehen? Es reibt eines das andere