Seite:Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern 297.jpg

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das Blut ausgesogen seyn soll, kein lebendig Exempel, noch weniger aber die Art, wie selbige geschehen? ingleichen ratione der Erscheinungen keine Spuren gezeigt werden, massen denn das Exempel von der Frauenes-Person Stanoicka und dessen, was ihrem Angeben nach mit dem verstorbenen Millove ihr begegnet, um so viel weniger zu attendiren, als dergleichen Weiber, wenn sie von melancholischer Complexion, zu nächtlicher Zeit in Träumen und sonsten sich allerhand fürchterliche Gesichter vorstellen können. Aus diesem eintzigen Exempel aber auff die Würcklichkeit dieser Erscheinung und die Aussaugung an und vor sich selbst kein Schluß zu machen ist. Letzlich ist insonderheit hierbey anzumercken, daß die bißherige Blame der Vampyrschafft nur auf lauter arme Leute gebracht, und man ohne vorgängiger umständlichen, wenigstens aber uns nicht communicirten Untersuch- und Erörterung die Todten in den Gräbern geschimpfft und als Maleficanten tractirt worden. Bey welcher der Sachen Bewandtniß denn wir davor halten, daß man bey dieser Quæstion behutsam zu verfahren, und noch zur Zeit nicht glauben kan, daß dergleichen Aussaugung von den todten Cörpern geschehe, auch selbige ihre Qualität durch die Aussaugung oder den Gebrauch ihres Bluts, und der Erde von den Gräbern, worinnen sie liegen, nicht fortpflantzen können, noch weniger aber, daß